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100 Jahre Bibliothek: Wie entsteht eine Ausstellung?

Die Jubiläumsausstellung „100 Jahre Stadtbibliothek Erlangen“ lässt die Geschichte der Erlanger Stadtbibliothek Revue passieren. Ein Werkstattbericht gibt Einblick in die Entstehung der Ausstellung.

Die Ausgangslage

100 Jahre Stadtbibliothek – Das ist ein Grund zum Feiern. Aber auch eine Chance, die Geschichte der Einrichtung mal so richtig aufzuarbeiten, Fundstücke aus Archiven und Büroschränken zu sichten und Wegbegleiter*innen zu befragen. Wir wollten dieses besondere Jubiläum mit einem Buch und einer Ausstellung würdigen.

Die Planungen beginnen

Zum Jahresbeginn starteten die Arbeiten an der Buchveröffentlichung. Der Erlanger Historiker Hartmut Heisig tauchte in die Geschichte der Bibliothek ein. Doch die Recherche gestaltete sich zunächst als schwierig. Im Stadtarchiv graben? Keine Chance, denn es war Lockdown! Auch meine Kolleg*innen Rüdiger, Karin und Christine griffen zur Feder, um Geschichte und Gegenwart „ihrer“ Abteilungen darzustellen. Erst spät begannen die Planungen für die Ausstellung. Ein Wettlauf gegen die Zeit: Letztendlich standen nur etwa vier Wochen für die Erarbeitung der Ausstellung zur Verfügung. In dieser Zeit mussten Inhalte festgelegt, ein Layout gewählt, Bilder gesichtet und Texte geschrieben werden. Alles neben der alltäglichen bibliothekarischen Arbeit, versteht sich. Doch wie heißt es so schön: Challenge accepted, challenge completed!

Aufruf zum Teilen von Erinnerungen

Im März starteten wir den Aufruf 100 Jahre Stadtbibliothek: Teile deine Erinnerungen! Zunächst war die Resonanz verhalten, doch dann trudelten nach und nach Fotos, Dokumente und Geschichten ein. Sie fanden Eingang in die Ausstellung. Sogar unser OB Florian Janik hat uns eine Videobotschaft gesendet.

Postkartenaktion

Unsere Postkartenaktion schlug vom ersten Tag an ein. Seit Juni liegen sechs Postkartenmotive im Foyer der Stadtbibliothek aus. Hunderte Besucher*innen haben den Satz „Die Stadtbibliothek ist für mich …“ ergänzt. Die Botschaften haben uns sehr berührt.

Die Lego-Überraschung

Im Juni erfuhr ich zufällig auf Facebook von Dominik Beuers Lego-Projekt. Er hatte im zweiten Lockdown mit dem Bau des Palais Stutterheim begonnen. Und sagte spontan zu, uns sein Werk für die Jubiläumsausstellung zur Verfügung zu stellen. Auch für ihn begann der Wettlauf gegen die Zeit: Innerhalb von wenigen Wochen baute er das Palais Stutterheim aus 7300 Legosteinen zu Ende. Das Lego-Modell besticht mit fantasievollen Details – innen wie außen. Es avancierte damit sofort zum Publikumshit der Ausstellung.

Ausstellungstafeln

Die inhaltlichen Schwerpunkte für die Ausstellung standen schnell fest: Die 20 Ausstellungstafeln sollen die wesentliche Phasen der Bibliotheksgeschichte beleuchten. Diese ist eng verknüpft mit gesamtgesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, mit Personen und verschiedenen Standorten. Ein Fokus liegt auf einzelnen Abteilungen, wie der Fahrbibliothek, oder prägende Themen wie den digitalen Wandel. Auch die Zukunft fließt mit einer Tafel zum neuen Stadtteilhaus in Büchenbach ein.

Layout

Damit die Ausstellungstafeln zum Betrachten einladen, muss das Layout stimmen. So haben wir Peter Hörndl, einen Erlanger Grafiker, um Vorschläge gebeten. Mit der Wahl des Layouts war ein Rahmen vorgegeben: Die maximale Zeichenzahl für Texte und die Anzahl und Aufteilung der Bilder stand fest. Die Arbeit konnte richtig losgehen.

Bildauswahl

Von Beginn an war klar: Fotos sollen im Mittelpunkt stehen, Erinnerungen wecken und zum Weiterlesen anregen. Hartmut Heisig hat zahlreiche Bildschätze gehoben. Aus diesem Fundus konnten wir uns bedienen. Die Qual der Wahl wurde durch das Wissen erleichtert, dass die aussortierten Bilder ihren Platz in dem Buch zur Bibliotheksgeschichte finden würden.

Texten

Nun begann der herausforderndste Teil der Arbeit: Die Geschichte der Bibliothek musste aufgeschrieben werden, und zwar in knapper Form, wie es sich für eine Ausstellung gehört. Die Schwierigkeit bestand darin, mit wenig Text viel auszudrücken. Was ist es wert, beschrieben zu werden, was führt zu sehr in die Tiefe? Welche Ereignisse haben die Bibliothek entscheidend geprägt und verändert? Berichtet wird von bescheidenen Anfangsjahren in der Weimarer Republik, Säuberungen in der NS-Zeit, der mageren Nachkriegszeit, Umzügen und Umbauten, Bücherbussen und Leseheften, Fräulein Jung und weiteren Bibliotheksleitungen, guten Büchern und „Schundliteratur“, Jugendbuchwochen und Kriminächten, Aufbrüchen und Finanzkrisen, guten und schlechten Zeiten.

Drucken

Geschafft. Nun konnte die Ausstellung in Druck gehen. Halt! Noch nicht ganz. Nachdem der Grafiker Bilder und Texte ins Layout eingefügt hatte, kamen noch einige Korrekturschleifen. Ich muss sowohl Hartmut Heisig als auch einer Vielzahl von Kolleg*innen herzlich für das Korrekturlesen danken. Eure Jagd auf Fehlerteufel und die Verbesserungsvorschläge waren Gold wert! Gedruckt wurden die Plakate dann in bewährter Qualität beim Druckhaus Haspel. Gerahmt und aufgehängt hat sie unser absolut verlässlicher Haustechniker Ian.

Online-Ausstellung

Die Ausstellung ist vom 2. September bis 16. November 2021 zu sehen. Wir freuen uns über viele Besucher*innen! Wer aber nicht die Möglichkeit hat, in unsere Bibliothek zu kommen, kann sich die Ausstellungstafeln online anschauen.

Medienstationen

Bei Ausstellungstafeln wollten wir es nicht belassen. Zwei Medienstationen werfen Schlaglichter auf besondere Ereignisse. Zum einen wurde 1969 in der Stadtbücherei der Spielfilm „Aufstiegschancen“ gedreht, zum anderen war Siegfried Lenz 1970 zu Gast. Ein Filmausschnitt und ein Radiobeitrag zur Lesereise machen diese besonderen Momente wieder lebendig. Am Tablet ist das Interview mit unserer ehemaligen „Chefin“ Anne Reimann zu lesen.

Exponate

Erinnerungen werden auch bei den ausgestellten Exponaten wach: Katalogkarten, Lesehefte, Bestandsverzeichnisse, Jahresberichte, Werbematerialien oder Medienformen längst vergangener Zeiten. Sogar das allererste Bücherverzeichnis aus dem Jahr 1841 ist zu sehen. Ein Dank an die Universitätsbibliothek für diese Leihgabe!

Jubiläumsquiz

Ein Quiz zur Bibliotheksgeschichte lockt mit Rätselspaß und Gewinnen. Als Hauptpreis winkt eine Reise nach Leipzig mit Besuch der Leipziger Buchmesse. Sponsor ist die Erlanger Sparkasse.

Lessons Learned

Folgende Tipps möchte ich Ausstellungsmacher*innen weitergeben:

  1. Es ist nie zu früh, mit den Planungen zu beginnen. Rechnet immer auch ausreichend Zeit (mindestens 4 Wochen) für Korrekturen und Druck ein.
  2. Startet mit dem Layout: Die dadurch entstehenden Vorgaben wie maximale Zeichenzahl helfen dabei, sich nicht zu verzetteln.
  3. Auch wenn es schwerfällt: Beschränkt euch beim Text und wählt eine gut lesbare Schrift(größe). Lasst Bilder sprechen.

Fazit: Eine Ausstellung zu machen ist richtig viel Arbeit, bringt aber auch jede Menge Freude!

Gästebuch Jubiläumsausstellung Gästebuch

Habt ihr unsere Ausstellung besucht oder online angeschaut? Dann würden wir gerne wissen, wie sie euch gefallen hat. Seid ihr selbst Ausstellungsmacher*innen. Teilt eure Eindrücke und Erfahrungen gerne an dieser Stelle oder in unserem Gästebuch in der Bibliothek. Wir freuen uns über jeden Kommentar!

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Marlene

Als Verantwortliche für Online-Kommunikation und digitale Medien in der Erlanger Stadtbibliothek bin ich viel im Netz unterwegs. Den analogen Ausgleich finde ich beim Wandern, Reisen und in der Literatur. #Bettleserin #Couchsurferin #Wikipedianerin

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Kommentare

Eine Antwort zu „100 Jahre Bibliothek: Wie entsteht eine Ausstellung?“

  1. […] Werkstattbericht “100 Jahre Stadtbibliothek” gibt Einblick in die Entstehung der Ausstellung. Dort findet ihr auch eine Fotodokumentation der […]

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