Würde ich euch nach Marc-Uwe Kling fragen, würdet ihr ziemlich sicher mit „Das ist doch der mit den Känguru-Chroniken!“ antworten. Wer bei „QualityLand“ etwas Ähnliches erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Hierbei handelt es sich um eine „satirische Dystopie“, also einen düster gestimmten Zukunftsroman mit satirischen Zügen. Warum ich das Buch empfehle, lest ihr hier:
Worum geht es?
Ein Land in naher Zukunft, die Digitalisierung hat sowohl Arbeits- als auch Privatleben fest im Griff. Zu Gefühlen fähige und intelligente Androiden stehen den Menschen zur Seite, alles beherrschende Konzerne erinnern an Amazon, Facebook oder Google. So liefert „TheShop“ Produkte nach Hause noch bevor man weiß, dass man sie überhaupt haben will. „QualityPartner“ empfiehlt den besser passenden Partner, auch wenn man bereits liiert ist. Jedem Menschen wird ein Level zugeordnet, das je nach Höhe Vorteile oder Nachteile bringt. Das ist gruselig, haarsträubend und witzig zugleich.
Doch um wen dreht es sich nun?
Peter Arbeitsloser ist ein Maschinenverschrotter mit niedrigem Level. Er gewährt fehlerhaften und zu verschrottenden Robotern in seinem Keller Asyl. Als er einen – ja, ihr lest richtig! – rosafarbenen Delfinvibrator zugeschickt bekommt und nicht zurückgeben kann, wehrt er sich dagegen und legt sich mit den großen Konzernen an. Peter Arbeitsloser geht gewissermaßen auf die Barrikaden gegen das System.
Martyn Vorstand steht am anderen Ende der Gesellschaft. Er ist skrupellos, vermögend und investiert eine große Summe in den Wahlkampf des Spitzenkandidaten der Fortschrittspartei John of Us, ein Androide. Ein Fehler, denn John of Us ist nicht die Marionette, die man bei einem Androide erwarten würde, sondern eine feinfühlige und intelligente Maschine mit – so unglaublich das auch klingt – sozialistischen Anwandlungen.
Was das Buch weiterhin besonders macht?
Neben der eigentlichen Erzählung erklärt parallel ein „Reiseführer“ das Leben und die Eigenheiten von QualityLand. Zudem sind zwischen die Kapitel Werbeanzeigen und Nachrichten gestreut. Darüber hinaus gibt es das Buch „personalisiert“ in zwei Ausgaben mit hellem und dunklem Einband – nice detail!
Warum ich euch „QualityLand“ empfehle?
Nicht wegen einer besonders literarischen Sprache. Aber wegen vieler witziger Einfälle und Konstruktionen, die eine Zukunft entstehen lassen, die nur eine Handbreit von unserer Gegenwart entfernt ist. In der ich nicht leben will. Und ich komme ins Grübeln, was ich tun kann, damit es gar nicht erst soweit kommt …
Schaut hier:
Und jetzt lesen:
Marc-Uwe Kling: QualityLand / Ullstein, 2017. – 381 S.
Susann
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