Um was geht es in dem Roman „Dankbarkeiten“ von Delphine de Vigan?
Der feinfühlige Roman handelt von der einst sehr auf ihre Unabhängigkeit stolzen Michka. Die weltoffene ältere Dame arbeitete früher im Verlagswesen und muss nun erfahren, dass sie zunehmend ihre Wörter verliert. Aus OK wird Oje, der Rollstuhl wird zum Grollstuhl. Als ihre Hilflosigkeit, die man als Leser gut nachvollziehen kann zunimmt, zieht sie in ein Pflegeheim. Besucht wird sie dort regelmäßig von Jérôme, einem Logopäden und Marie.
Michka hat sich liebevoll um Marie gekümmert, als sie ein Kind war und deren Mutter mit der Situation überfordert schien. Nun ist es umgekehrt. Marie möchte der mütterlichen Freundin helfen, ihren größten Wunsch zu erfüllen: Einem Ehepaar ihre Dankbarkeit auszudrücken, das sie als junges Mädchen gerettet hat.
Jérôme hat sich auf den Spracherhalt von Senioren spezialisiert und versucht Michkas schleichenden Verlust der Ausdrucksfähigkeit zu verlangsamen. Beide berichten abwechselnd von ihren emotionalen Begegnungen mit Michka.
Mein Fazit:
„Dankbarkeiten“ ist ein tiefgründiges, zärtliches und warmherziges Buch, das mitreißend geschrieben ist und lange nachwirkt. Delphine de Vigans wundervolle Erzählung vom Abschiednehmen kann beim Lesen ein Wechselbad der Gefühle auslösen: Von Schmunzeln über die witzigen Satzkonstruktionen, über Traurigkeit bis zu der bewegenden Frage: „Was bleibt am Ende?“
Und jetzt lesen:
Delphine de Vigan: Dankbarkeiten / DuMont Buchverlag, 2020. – 165 S.

Karin

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