Um was geht es in dem Roman „Vater unser“ von Angela Lehner?
Eine junge Frau, Eva Gruber, wird in die geschlossene Psychiatrie eingeliefert. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die ihre Umgebung mit aller Macht versucht zu kontrollieren. Wir begleiten die Ich-Erzählerin in ihrem Alltag in der Psychiatrie, erleben sie beim amüsanten Ping-Pong-Spiel mit ihrem Psychiater. In Rückblenden schildert sie Szenen aus ihrer von engen dörflich-kirchlichen Regeln geprägten Kindheit und Jugend. Die Szenen sind oft urkomisch, auch wenn einem das Lachen dann im Halse stecken bleibt. In der titelgebenden Episode schlägt sie den Pfarrer mit dessen eigenen Mitteln, als sie das mühsam erlernte „Vater unser“ aufsagen soll.
In derselben Anstalt wie Eva hält sich ihr magersüchtiger Bruder auf, zu dem sie gegen den Willen ihrer Umwelt wieder Kontakt aufnimmt. Die Situation spitzt sich zu, als in Eva die Gewissheit reift, dass sie die Einzige ist, die ihren Bruder retten kann.
Normalität und Verrücktheit tauschen in diesem Roman häufig die Rollen, oft scheint Eva in ihren Handlungen normaler als die nicht Verrückten, auch wenn dem Leser immer mehr schwant, dass die Wirklichkeit doch anders ausschaut als Eva dies schildert.
Spannend und lesenswert.
Und jetzt lesen:
Angela Lehner: Vater unser / Hanser, 2019. – 283 S.
Claudia
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