Ein Bauingenieur am Abgrund, ein Familiengeheimnis auf Island und die Suche nach einer unbekannten Mutter – Joachim B. Schmidt erzählt in eindringlicher Sprache eine bewegende Geschichte über Schuld, Herkunft und Versöhnung.
Um was geht es?
Der Roman spielt in den 1980er-Jahren. Im Mittelpunkt steht Heinrich, ein Bauingenieur, verheiratet, Vater zweier Kinder. Er ist ein pflichtbewusster, konventioneller und eher introvertierter Mann, dessen Leben bislang in geregelten Bahnen verlief.
Doch zwei Ereignisse erschüttern plötzlich seine scheinbar sichere Welt:
Zum einen stürzt eine von ihm konstruierte Halle ein. Zwei Menschen kommen dabei ums Leben. Allmählich muss Heinrich sich eingestehen, dass ein eigener Planungsfehler die Ursache des Unglücks gewesen sein könnte.
Zum anderen offenbaren ihm seine Eltern an seinem 40. Geburtstag ein lange gehütetes Familiengeheimnis: Die Frau, die ihn großgezogen hat, ist nicht seine leibliche Mutter. Seine tatsächliche Mutter sei vor wenigen Tagen auf Island gestorben.
Inmitten dieser Lebenskrise flieht Heinrich aus seinem Alltag und begibt sich auf eine Reise nach Island – auf den Spuren einer unbekannten Mutter. Zunächst dominiert Schmerz und Wut über die Frau, die ihn als Kleinkind verlassen hat. Doch als er schließlich den abgelegenen Bauernhof erreicht, auf dem sie lebte, und dort – ohne sich zu erkennen zu geben – zufällig seinen Halbschwestern begegnet, beginnt sich sein Blick langsam zu verändern. Verständnis und Mitgefühl brechen sich Bahn.
Eine zweite Erzählperspektive folgt Heinrichs Mutter Helga, beginnend mit ihrer Ankunft in Island vor 35 Jahren. Diese Parallelhandlung beleuchtet das Schicksal junger Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem zerstörten Deutschland nach Island auswanderten, in der Hoffnung, als Hilfskräfte auf Bauernhöfen einen Neuanfang zu wagen.
Fazit
Obwohl die Hauptperson nicht unbedingt ein Sympathieträger ist, baut Joachim B. Schmidt in wunderbarer Sprache eine Spannung auf, die die Leser*innen atemlos durch die Erzählung trägt.
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Joachim B. Schmidt: Moosflüstern / Diogenes, 2024. – 279 Seiten
Claudia
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