„Da hinauf“ von Marianne Künzle erzählt von zwei Frauen, deren Wege sich bei einer Bergtour kreuzen, ohne dass sie sich kennenlernen.
Ein schönes Cover fesselt den Blick und dann zieht es einen schnell hinein in die Erzählung.
Wir begleiten zwei Frauen allein auf derselben Bergtour hinauf zum Gletscher, aber zeitlich versetzt. Irma, eine junge Witwe, unternimmt die Wanderung Anfang der 50er Jahre. Sie ist nach einem heftigen Streit mit ihrem erwachsenen Sohn aufgebrochen. Ihre Gedanken schweifen immer wieder zu diesem zurück.
Annina, eine junge Journalistin macht sich in der Gegenwart auf denselben Weg. Sie beschäftigt eine bevorstehende wichtige Reportage und will sich endlich in ihrem Beruf beweisen.
Beide Frauen nimmt die Natur gefangen. Sie sind fasziniert von dem Gletscher. Die eine erlebt ihn noch als „gepanzertes Riesentier“ und betrachtet ihn als immer bleibende Konstanz im Leben der von Kriegen gebeutelten Menschheit. Die andere erkundet die Relikte des Gletschertores, fotografiert und filmt den Zerfall des Gletschers, spielt mit den Gedanken, darüber eine Zeitraffer-Reportage zu machen.
Und wie nebenbei findet Annina eine Leiche, von der schnell klar ist, dass sie schon lange vor ihrer Geburt im Gletschereis liegt, und allein wir Leser*innen wissen, wer sie ist.
In wunderbar atmosphärischer Sprache schildert die Autorin das Schauspiel der Natur vor den Alltagssorgen der beiden Frauen. Der Roman lebt von den großartigen Naturbeobachtungen und entwickelt ruhig erzählt eine ganz eigene Spannung, der man sich nicht entziehen kann.
Und jetzt lesen:
Marianne Künzle: Da hinauf / Nagel & Kimche, 2022 – 107 Seiten.
Claudia
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