Ursprünglich kommt die Idee eines Exit Games aus Japan. Dort wurde 2004 ein Computerspiel entwickelt, in dem die Spieler*innen in einen Raum eingesperrt werden und versuchen müssen dort herauszukommen. Seit 2007 gibt es reale Live Escape Games. Und das geht so: Eine kleine Gruppe von Menschen muss binnen einer Stunde alle möglichen Rätsel lösen, um sich so aus einem Raum zu befreien. Seit einiger Zeit ist dieser Trend nun auch in Deutschland angekommen.
Palais Stutterheim – Live Escape House
Diesmal war es folgende Story:
„Der Geheimbund Aegrum bedroht unsere schöne Stadt Erlangen mit einem mutierten Pesterreger. Wird dieser nicht rechtzeitig neutralisiert, schwebt jeder im Umkreis von 20 km in Gefahr.
Deswegen werden mutige Leute gesucht, die sich in den Sitz des Geheimbundes schleichen. Sie müssen das einzige Gegenmittel finden, das existiert, den Pesterreger ausfindig machen und neutralisieren und das alles in 60 Minuten. Auf ihrem Weg befinden sich viele Rätsel und Fallen und sie müssen alle überwinden um an ihr Ziel zu gelangen.“
Die kniffligen Rätsel führten die Teilnehmer*innen einmal quer durch die Räumlichkeiten von Stadtbibliothek und Kunstpalais, was den Live Escape ROOM mehr zu einem Live Escape HOUSE machte. Alle Aufgaben wurden mit Bravour und viel Spaß gelöst. Auch unser Oberbürgermeister ließ es sich nicht nehmen und war dabei. Natürlich konnte er Erlangen vor dieser Gefahr beschützen. 😉
Do it yourself – macht doch euren eigenen Live Escape Room
Ich möchte euch nichts vormachen: Die Erstellung und Durchführung eines Live Escape Rooms ist aufwändig, gar keine Frage, aber zum einen macht die kreative Arbeit sehr viel Spaß und zum anderen bekommt man dadurch mal eine ganz andere Zielgruppe ins Haus. Menschen, die wie in unserem Fall bisher weder was mit der Bibliothek noch mit dem Kunstpalais am Hut hatten.
Aber warum ist es eigentlich ein Escape House geworden? Aus Brandschutzgründen sind in unserem Haus fast alle Türen nicht abschließbar. Unsere Lösung des Problems war eine Art Schnitzeljagd, die in einer großen Abschlussaufgabe mündete (in unserem Fall die Neutralisierung des Erregers – andere Möglichkeit: die Teilnehmer*innen kommen letztendlich doch aus dem Haus heraus, vielleicht durch einen unbekannten Personaleingang).
Im Projektteam waren sieben Personen (drei Kollegen*innen vom Kunstpalais und vier von der Bibliothek). So kann man auch auf die Kreativität von mehreren Leuten zurückgreifen, was bei einem Projekt dieser Art auch ausschlaggebend sein kann.
So nun aber zur konkreten Planung:
Unser erstes Treffen der Arbeitsgruppe fand ca. ein halbes Jahr vor dem ersten Veranstaltungstermin statt und hier haben wir erstmal Organisatorisches besprochen:
- Anzahl der Termine (bei uns acht Termine, es dürfen schon ein paar Termine sein, sonst lohnt sich der ganze Planungsaufwand nicht)
- Anzahl der Durchläufe an einem Termin (bei uns je Termin zwei Durchgänge, es können an einem Abend mehr Leute teilnehmen, ist aber auch mehr Aufwand, weil man zwischen den Durchgängen die Route wieder auf Vordermann bringen muss)
- Uhrzeiten (am besten nach Schließung des normalen Betriebs)
- Personenzahl (wir hatten max. 6 Teilnehmer*innen, das hat auch sehr gut gepasst. Ihr solltet darauf achten, dass immer alle Personen beschäftigt sind, damit sich niemand langweilt)
- Preis (wir hatten 12 € und ermäßigt 8 €. Normale Live Escape Rooms sind gerne noch ein Stück teurer)
- Mitarbeiter*innen bei der Durchführung (darauf achten, dass genügend Mitarbeiter*innen an den Terminen da sind)
Jetzt wirds verrückt!
Dann geht es an die kreative Arbeit. Überlegt euch eine Story, ob in der Zukunft oder in den 50er Jahren, alles ist erlaubt. Vielleicht gibt es besondere Umstände, die ihr nutzen könnt. Während unseres Live Escape Room fand im Kunstpalais eine Ausstellung über Substanzen und Drogen statt, was gut zu unserer Thematik Viren, Pest und Gegenmittel passte. Dann müsst ihr euch eine Route überlegen. Wir haben versucht auch Orte einzubinden, die Nutzer*innen normalerweise nicht sehen, z. B. unser Magazin, den Müllraum oder unsere versteckte Wendeltreppe. Als nächstes sind die Rätsel dran. Welche Rätsel? Wo werden sie platziert? Und wie bringen sie die Gruppe weiter?
Bei der ganzen Planung müsst ihr immer die Zeit von 60 Minuten im Hinterkopf behalten. Die Route sollte schon machbar aber auch nicht zu kurz sein. Denkt daran, die Teilnehmer*innen brauchen Zeit zum Rätseln, zum Laufen und zum Orientieren (Externe sehen die Räumlichkeiten nämlich meist mit ganz anderen Augen).
Wenn ihr nun alles ausgearbeitet habt und total damit zufrieden seid, dann veranstaltet mehrere Testläufe, sowohl für eure Kolleg*innen als auch für Externe z. B. Freund*innen, die können euch noch mal gut Feedback geben und ihr könnt die Route noch optimieren.
Als Abschluss eines jeden Durchgangs haben wir eine Kleinigkeit zum Trinken und zum Naschen angeboten, so kamen wir mit den Teilnehmer*innen noch ins Gespräch und konnten sie gleich um ihr Feedback bitten. Da haben wir auch diesmal schon ganz tolle Anregungen bekommen wie z. B. die Einbindung von digitalen Elementen wie eine VR-Brille oder Augmented Reality oder ein kleines Fotoandenken für die Teilnehmer*innen.
So, jetzt habt ihr eine Ahnung, wie das Ganze bei uns abgelaufen ist. Falls ihr noch Fragen habt, könnt ihr euch gerne an uns wenden.
Yvonne
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