Lesetipp Eva von Hannah

Mein Lesetipp: Eva

Verena Keßler stellt in ihrem neuen Roman Eva vier Frauen mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen und Schicksalen vor. Alle hadern mit sich und den Umständen, in denen sie sich befinden.

Worum geht es?

Zuerst begegnen wir Sina, einer Journalistin, die sich mit ihrem Freund Kinder wünscht, aber nicht schwanger wird. Gemeinsam versuchen sie alles, um doch ein Kind zu bekommen, was ihre Beziehung auf die Probe stellt. Immer häufiger stellt sich Sina die Frage, ob sie wirklich Kinder haben möchte. Die Zweifel verstärken sich, als sie die Lehrerin Eva Lohaus interviewt. Diese ist gewollt kinderlos und sieht dies auch als Rettung vor der Klimakatastrophe. Ihre Entscheidung vertritt sie öffentlich und möchte als Beispiel für andere Frauen dienen. Auf das Interview folgen jedoch Hasskommentare und Drohungen. Als auch noch Evas Adresse veröffentlicht wird, sieht diese sich gezwungen, ein neues Leben auf dem Land zu beginnen.

Sinas Schwester Mona wurde kurz nachdem sie ihren Mann getroffen hat schwanger. Inzwischen ist sie Mutter dreier Kinder. Von den Herausforderungen der Mutterschaft fühlt sie sich überfordert. Sie wünscht sich etwas Zeit für sich alleine und befürchtet, keinem ihrer Kinder gerecht werden zu können. Das Geschwisterverhältnis leidet unter dem unausgesprochenen Neid der Schwestern.

Zuletzt begegnen wir einer gebrochenen Frau. Ihr Kind, das für sie die einzige enge Bezugsperson war, ist an einer Krankheit gestorben. Die Arbeit als Schulsekretärin erträgt sie nicht mehr, da die Nähe der anderen Kinder sie immer wieder an ihren Verlust erinnert. Schnell wechselt sie ihre Jobs und vereinsamt immer mehr. Ein Kollege, der ihren Verlust nachvollziehen kann, gibt ihr Halt.

Mein Fazit

Verena Keßler nimmt das Thema der Mutterschaft auf und beleuchtet es aus unterschiedlichen Perspektiven. Freiwillige und unfreiwillige Mutterlosigkeit, verbunden mit der Frage, wie weit man bereit ist, alles für den Kinderwunsch zu geben. Außerdem thematisiert sie den Druck, der auf Müttern lastet, verbunden mit der ständigen Überforderung, den Kindern, der Familie und der Arbeit gerecht zu werden und dabei selbst nicht auf der Strecke zu bleiben. Sie schreibt über die Liebe zu den Kindern als Element, das Kraft gibt, aber auch potentiell die Macht hat, alles zu zerstören und die Eltern in den Abgrund zu reißen. Immer schwebt die Frage mit, was eine Frau als solche ausmacht. Jede der Frauen muss ihre eigene Antwort auf diese Frage finden. Die Verknüpfung des drohenden Klimakollapses mit der Frage nach Mutterschaft wirft die ethische Frage nach der Verantwortung auf, heute Kinder in unsere Welt zu setzen. Die Autorin wird aber nicht belehrend oder dogmatisch, sondern lässt diese Fragen offen und schafft so Raum, sich selbst mit diesen Themen auseinanderzusetzen.

Und jetzt lesen

Verena Keßler: Eva / Hanser Berlin, 2023 – 199 Seiten

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Hannah

Mal über den eigenen Tellerrand hinausschauen – das ist mir wichtig. Deshalb liebe ich meine Arbeit – man ist immer in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen. Und auch beim Lesen, Musik hören und Filme schauen kann ich meiner Neugier freien Lauf lassen. In der Stadtbibliothek bin ich zuständig für die Musikbibliothek und genieße es, mein Hobby auch beruflich ausleben zu können. Privat findet man mich oft in der Natur, auf Spielplätzen oder mit einem Buch in der Hand. #naturverbundene #musicinthehead #booklover

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