Geschlechtergerechte Sprache im Blog der Stadtbibliothek Erlangen
Wer ist eigentlich euer Lieblings-Romanheld?
Na, habt ihr an eine männliche oder an eine weibliche Romanfigur gedacht? Die Teilnehmenden einer psychologischen Studie haben jedenfalls auf diese Frage hin ausschließlich männliche Romanfiguren genannt. Eine zweite Gruppe, die nach ihren Lieblings-Romanheldinnen und -helden gefragt wurde, nannte deutlich mehr weibliche Figuren.
Dies ist nur eine von mehreren Studien, die deutlich zeigen: Wenn wir lediglich die männliche Form für eine Personengruppe nennen, werden Frauen nicht automatisch mitgedacht.
Wenn wir in unseren Beiträgen von Autoren, Teilnehmern und Helden sprechen, können wir also nicht davon ausgehen, dass sich unsere Leserinnen und Leser die Autorinnen, Teilnehmerinnen und Heldinnen einfach dazudenken.
Sternchen für eine geschlechtergerechte Sprache
Deswegen nutzen wir in unseren Blogeinträgen geschlechtsneutrale Sprache: wir gendern. Das heißt: Immer, wenn wir eine Personengruppe beschreiben, nennen wir sowohl die männliche, als auch die weibliche Form, indem wir beide mit einem Sternchen verbinden. Also z.B. Autor*innen, Teilnehmer*innen, Held*innen.
So müssen wir nicht jedes mal beide Formen ausschreiben (Autorinnen und Autoren, Teilnehmerinnen und Teilnehmer etc.). Cool, oder?
Das Gender-Sternchen kann noch viel mehr!
Besonders als Bibliothek eignet sich diese Schreibweise super für uns, weil das Sternchen auch bei der Suche im Online-Katalog eine wichtige Rolle spielt. Wenn wir im Online-Katalog nach einem Begriff suchen und ein Sternchen dahinter setzen, sucht der Katalog auch nach Begriffen, die genau wie unser Suchwort beginnen, aber anders enden. Suchen wir zum Beispiel nach Klima*, werden uns auch Medien zu Klimaschutz, Klimawandel usw. angezeigt. Sehr praktisch!
Das Sternchen bedeutet im Online-Katalog also: „Setze ein, was du möchtest.“ Diese Symbolik greift das Gender-Sternchen auf. Die Sternchen-Schreibweise bildet so nicht nur Männer und Frauen ab, sondern auch alle, die sich keinem Geschlecht eindeutig zuordnen wollen oder können: Setzt ein, was ihr möchtet!
Wozu der ganze Aufwand? Wie geschlechtergerechte Sprache Gesellschaft verändert
Wie wir sprechen und schreiben hat Auswirkungen darauf, wie wir unser Umfeld und unsere Mitmenschen wahrnehmen: Sprache schafft Bewusstsein. Nicht nur darüber, dass es neben Romanhelden auch Romanheldinnen gibt. Sondern weit darüber hinaus. Das belegen ebenfalls psychologische Studien:
2015 fragten beispielsweise zwei Forscher*innen die Teilnehmenden ihrer Studie, wen sie für bestimmte Führungspositionen geeignet halten. Das Ergebnis: Wenn in der Stellenbeschreibung das generische Maskulinum, also nur die männliche Form genannt wurde, wurden Männer als geeigneter für die Position eingeschätzt. Wurde allerdings sowohl die männliche als auch die weibliche Form in der Stellenbeschreibung genannt, schätzten die Teilnehmenden Frauen als genauso geeignet für die Stelle ein. Gendergerechte Sprache hat damit eine massive Auswirkung auf unsere Wahrnehmung der Welt – und die Besetzung von Führungspositionen.
Geschlechtergerechte Sprache zum selbermachen: So geht’s
Habt ihr Lust bekommen, selbst geschlechtergerechte Sprache zu nutzen? Egal ob mit Gender-Sternchen, Binnen-I oder Doppelnennung – probiert es aus! Falls ihr nach Tipps und Unterstützung sucht, hilft euch die Website Geschickt Gendern weiter. Oder das Buch Richtig Gendern, dass ihr bei uns in der Stadtbibliothek Erlangen ausleihen könnt.
Katharina
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