Christine Keßler. Unsere langjährige Leiterin der Kinder- und Jugendbibliothek geht in Rente. Wir können ihr gar nicht genug danken! Hier verabschiedet sie sich von euch.
Hallo ihr kleinen Bücherwürmer, großen Vorleser*innen, wilden Abenteurer*innen und leisen Schmökermonster,
ich bin’s eure Bibliothekarin aus der Kinderbibliothek, mit dem bunten Teppich, den Ausmalbildern, der versteckten Koje im Regal bei den Tierbüchern, in der sich so einige von euch stundenlang verkrochen haben – nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Zocken – manchmal auch zum Leidwesen eurer Eltern.
Leider ist es jetzt soweit: Ich gehe in Rente
Nach mehreren Jahrzehnten voller Geschichten, Gelächter, Kakaoflecken auf Bilderbüchern und verschwundener CDs aus Büchern oder aus Hüllen, ist es Zeit, den Barcode-Scanner an den Nagel zu hängen, die letzte Rückgabe zu verbuchen und mich auf die schönste aller Beschäftigungen zu konzentrieren: selbst lesen.
Ein Leben zwischen Bilderbüchern und Pubertät
Ich erinnere mich noch an meine ersten Tage: die Bücher noch frisch, die Regale gerade aufgebaut, der erste “Wo ist Walter?”-Band noch vollständig. Damals habt ihr euch aufgeregt, weil es zu wenig CDs zum Ausleihen gab (die Kassetten waren frisch ausrangiert). Heute fragt ihr nach Tonies, die nie da sind.
Ich habe euch wachsen sehen – wortwörtlich! Erst kamt ihr mit Schnuller in der Hand in die Vorlesestunde, später mit Zahnspange zur ersten Klassenführung mit Theo Tintenfisch und irgendwann habt ihr heimlich “Twilight” ausgeliehen und behauptet, es sei nur für die große Schwester. Klar. Ich hab’s euch geglaubt. Fast.
Eltern, ihr wart auch … sagen wir … einzigartig
Danke an alle Mamas und Papas, die sich heldenhaft durch die Bücherkisten oder Tonie-Figuren-Boxen gewühlt haben, während euer Kind lautstark verkündet hat, dass es “PipiKacka”-Bücher sucht.
Danke für jedes verloren gegangene Buch, das Wochen später mit einem “Das war noch bei der Oma” zurückgebracht wurde oder, vom kleinen Geschwisterchen sicher unter dem Bett versteckt, sich wiederfand.
Ich bin zwar alt, aber ich war immer am Puls der Zeit
Von Kasperletheater bis Minecraft, von „Der kleine Prinz“, bis hin zu „Elsa, die Eiskönigin“ und „Gregs Tagebuch“ ich hab‘ alles mitgemacht.
Ich habe euch helfen dürfen, wenn ihr für ein Referat das einzige Buch über Faultiere gebraucht habt (und es natürlich ausgeliehen war). Ich war da, wenn ihr traurig wart und Trost im „Bobo Siebenschläfer“ oder „Und wieder schreit der Frieder“ gesucht habt. Oder wenn ihr stolz eure erste eigene Bibliothekskarte bekommen habt.
Ich hoffe, ihr habt hier in meiner Kinder- und Jugendbibliothek mehr als nur Regale und Bücher gefunden.
Ich hoffe, die Kinderbibliothek war für euch euer Rückzugsort, euer Abenteuerspielplatz, eure Ruheinsel und Ideenfabrik. Und ganz ehrlich? Ich hab’s genauso empfunden!
Und jetzt?
Jetzt ziehe ich mich zurück: Vielleicht in ein hübsches kleines Bücherhäuschen am See, mit Hängematte, Blick aufs Wasser und ganz viel Zeit für Klassiker, Kitschromane und Enkelkinder.
Ich überlasse meinen Platz einer neuen Generation – digitaler, moderner, aber hoffentlich genauso warmherzig und einladend.
Ein letztes Wort zum Schluss
Auch wenn die Leitung der Kinder- und Jugendbibliothek leider ein halbes Jahr nicht neu besetzt wird, so ist es doch mein größter Wunsch, dass die Kinder- und Jugendbibliothek ein lebendiger Ort bleibt. Ein Ort zum Entdecken, Träumen und natürlich zum Lesen.
Lest weiter. Fragt viel. Lacht laut. Und verliert nie die Neugier.
Denn irgendwo da draußen wartet immer eine neue Geschichte auf euch. Und ihr habt das wichtigste Werkzeug immer dabei: eure Fantasie.
Macht’s gut, ihr Leselöw*innen, Bücherbienen und Geschichtenjäger*innen!
Eure (nun pensionierte)
Kinder- und Jugendbibliothekarin, alias Bücher-Tante von Theo Tintenfisch
Eure Christine Keßler (mit einem großen bunten Lesezeichen im Herzen)
Christine
Neueste Artikel von Christine (alle ansehen)
- Ich geh jetzt lesen – für immer! – 16. Oktober 2025
- Haarschnitt fürs Vorlesen: Book a look and read my book – 25. August 2023
- Vielfalt im Kinderbuch: Regenbogen-Rucksäcke – 11. Oktober 2022
- Schreibwerkstatt mit Anke Bär – 28. Januar 2022
- Stabi und Emmy rücken näher zusammen – 6. September 2018






Schreibe einen Kommentar