Wovon handelt “Lost in Fuseta” von Gil Ribeiro?
Schon der Titel des Buches ist mehrdeutig. Einerseits handelt der Kriminalroman vom deutschen Kriminalhauptkommissar mit Namen Lost, der im Rahmen eines europäischen Austauschprogramms von Hamburg nach Fuseta weggelobt wurde. Der Titel, der auch an „Lost in Translation“ erinnert, hat noch eine andere Bedeutung: Die Hauptperson des Buches, Leander Lost, ist ein Einzelgänger, der sich im realen Leben verloren fühlt. Er hat das Asperger-Syndrom und kann infolgedessen Gefühle, Körpersprache und Humor seiner Mitmenschen nicht verstehen bzw. richtig deuten. Wenn dann noch portugiesische Saudade auf deutsche Korrektheit trifft, sind Missverständnisse vorprogrammiert.
Seine neuen portugiesischen Kollegen nehmen ihn anfangs nur sehr widerwillig auf. Leanders Andersartigkeit, seine seltsamen Rituale und die fehlende Empathie sowie seine Unfähigkeit zu lügen sind seinen Kollegen völlig unverständlich. Doch seine Inselbegabungen, seine außergewöhnliche Sprachbegabung und sein fotografisches Gedächtnis führen das Trio bald zu den ersten kriminalistischen Erfolgen und schweißen das Team zusammen.
Mein Fazit:
Der Krimi, in dem es um Mord, Bestechung und gefälschte Gutachten zur angespannten Lage der Trinkwasserversorgung an der Algarve geht, ist locker und humorvoll geschrieben und trotzdem spannend. Er ist auch eine Liebeserklärung an die portugiesische Lebensart, an das einfache Leben der Portugiesen in ihren Familien abseits des Tourismus. Und außerdem eine Liebeserklärung an besondere Menschen, deren reiches Potenzial sich nicht sofort erschließt. Witzige Dialoge, unerwartete Wendungen, interessante Charaktere, die einem im Lauf der Handlung ans Herz wachsen – ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Leander-Lost-Reihe.
Und jetzt lesen:
Gil Ribeiro: Lost in Fuseta / Kiepenheuer & Witsch, 2017. – 388 S.
Diesen Titel gibt es auch als Hörbuch.
Christine L.
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