Stadt der Mörder. Ein historischer Kriminalroman, angesiedelt im Paris der Surrealisten.
“Sagen wir es geradeheraus. Das Wunderbare ist immer schön, gleich, welches Wunderbare schön ist, es ist sogar nur das Wunderbare schön.” (André Breton)
Was ist die Story?
Paris 1924. Eine grausam zugerichtete Leiche wird an der Place du Panthéon gefunden. Julien Vioric, ein kriegsversehrter Lieutenant und Bruder des hiesigen Polizeichefs, ermittelt in diesem Gewaltverbrechen, dem Mord an einem jungen Adligen. Vioric schleppt nach dem Krieg seine eigenen Dämonen mit sich herum. Er trifft bei den Ermittlungen unter anderem auf Lysanne. Die junge Frau aus der Provinz sucht in Paris nach ihrer verschollenen Schwester. Handelt es sich bei der verschwundenen Gouvernante des jungen Mannes um Lysannes Schwester? Vioric begibt sich auf die Suche nach dem Mörder. Er vermutet ihn alsbald in der Gruppe der Surrealisten, die sich um André Breton scharen. Auch Lysanne trifft auf ihren Spaziergängen durch Paris auf diese Clique und kann sich ihrer Faszination nicht erwehren. Ein weiterer bestialischer Mord geschieht. Dienen Isidore Ducasses “Die Gesänge des Maldoror” als grausame Vorlage?
“Aragon deutete auf den frostig schimmernden Boulevard hinaus. “Sieh dich doch um. Was denkst du denn, was für Menschen von diesem Weltenbrand zurückgekehrt sind? Ich weiß, dass uns die Regierung einreden will, dass wir so weitermachen können wie vor dem Krieg, aber das ist eine Vergewaltigung der Wahrheit.” Aragon starrte gegen die nächtlich schwarze Fensterscheibe. Mit einem Male war er nicht mehr dieser unbeschwerte, zufallsbejahende Großstadtkünstler. Lysanne sah Dinge in seinen Pupillen schimmern, die er, nein, die sie alle so niemals hätten erleben dürfen.”
Mein Fazit
Britta Habekost ist studierte Kunsthistorikerin und liebt die Surrealisten. Das merkt man deutlich. Denn diese begegnen der Leserschaft auf Schritt und Tritt und bescheren ein köstliches Lesevergnügen. André Breton, Louis Aragon, Paul Éluard, Robert Desnos, Philippe Soupault, auch Man Ray, um nur die Bekanntesten zu nennen. Durch sie werden uns Lebensgefühl, Gedanken und Vorstellungen der Surrealisten nähergebracht, die es sich nach Ende des ersten Weltkriegs zum Ziel gemacht haben, die Welt und das Leben zu verändern. Dennoch kommt die Krimihandlung nicht zu kurz. Darüberhinaus fesseln die Beschreibungen des historischen Paris.
Britta Habekost ist mit “Stadt der Mörder” ein spannender und atmosphärischer Kriminalroman gelungen, der nicht nur Kultur- und Kunstinteressierte ansprechen wird. Ein zweiter Band soll bald erscheinen und darauf freue ich mich jetzt schon!
Und jetzt lesen:
Britta Habekost: Stadt der Mörder / Penguin, 2021 – 461 Seiten
Martina
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