In meiner Ausbildung zur FaMI darf ich in die verschiedensten Bereiche reinschnuppern. Im Juni stand mein zweiwöchiges Praktikum im Stadtarchiv Nürnberg an. Anfangs noch ziemlich skeptisch, habe ich innerhalb dieser Zeit die Ausbildung zur FaMI im Bereich Archiv zu schätzen gelernt. Hier meine Erfahrungen:
Die ersten Tage im Stadtarchiv
Mein Interesse wurde schon vor Praktikumsbeginn geweckt, als mir vorgeschlagen wurde, dass ich doch gleich 2 Wochen da bleibe, um auch mal “Praktisches” anzugehen. Nach einer ausführlichen Einführung wurden mir also zuerst zwei unterschiedliche Texte vorgelegt, die es zu “übersetzen” galt. Nein, eine andere Sprache war es nicht, aber eine altdeutsche Schrift, die fast gar nichts mit der heutigen Schreibschrift zu tun hat.
Und, hättet ihr es entziffern können? 😉
Das war eine sehr spannende Aufgabe für mich, da ich in meiner vorherigen Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin viel übersetzt habe und dadurch richtig schön ins Knobeln gekommen bin.
Als Nächstes wurde ich mit dem Archivinformationssystem vertraut gemacht, was schon eher meiner Arbeit in der Bibliothek gleicht, da hier auch viel recherchiert und Daten aufgenommen werden. Meine zweite Aufgabe bestand also darin, alte Heiratsbücher ins System einzutragen. Sobald ich mich einigermaßen sicher mit den alten Schriften fühlte, durfte ich auch weitere Daten wie z.B. Akten aus dem Meldewesen erfassen.
Vergleich zur Stabi
Die größte Ähnlichkeit mit der Bibliothek ist der Lesesaal des Stadtarchivs: Dort können Nutzer angefragte Archivalien (= Akten, Schriftstücke etc.) einsehen. Damit das klappt, muss zuerst beraten und vermittelt werden. Diese Art von Kundenbetreuung ist mir bekannt und auch ein großes Thema in der Berufsschule.
Der größte Unterschied sind die Abteilungen Restaurierungswerkstatt und Stadtgeschichte.
Die Stadtgeschichte ist selbsterklärend: Das Archiv sammelt alle historischen Dokumente von Urkunden, Zeitungen und wissenschaftlichen Arbeiten bis hin zu Fotos, Chroniken und sogar Postkarten mit der Aufgabe, diese bis in alle Ewigkeit aufzubewahren. Von den meterhohen Regalen mit Zeitungsbänden wird einem geradezu schwindlig. Auch merkt man hier, wie empfindlich diese alten Schriftstücke sind, da sie natürlich nicht offen im Regal stehen wie Bücher zum Ausleihen in der Bibliothek.
Am aufregendsten war die Restaurierungswerkstatt. Hier landen vor allem alte Archivalien, die schon unter der Zeit gelitten haben. So sieht der Arbeitsplatz der Restauratorin aus. Komplett anders als die Büroräume, die ich sonst gewohnt bin.
Die Werkstatt ist im Untergeschoss und wirkt sehr abgelegen vom Rest des Gebäudes. Aber die Ruhe ist notwendig, um konzentriert arbeiten zu können. Schließlich dürfen keine Fehler passieren im Umgang mit historischen Dokumenten. Auch ich durfte ein paar Seiten eines Archivales restaurieren.
Anfangs waren die Seiten eingerollt und hatten viele kleine Risse. Deswegen werden sie zuerst so weit wie möglich geglättet. Außerdem wird über feine Risse hauchdünnes Papier aufgetragen, damit alles etwas stabiler wird. Nach einiger Zeit kam am Ende das letzte Bild als Ergebnis raus, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Fazit & Stadtarchiv-Vokabeln
Das Stadtarchiv bietet viele abwechslungsreiche Einsatzgebiete und hat als größte Aufgabe die Aufbewahrung historischer Unterlagen sowie die Digitalisierung besonders empfindlicher Dokumente. Es hat mir viel Spaß gemacht, da ich auch selbstständig einige Aufgaben übernehmen durfte.
Zum Schluss ein paar Vokabeln, die ich kennengelernt habe und die mir gezeigt haben, dass in Bibliotheken als auch in Archiven eine “eigene Sprache” gesprochen wird.
- tektieren = Signaturschilder anbringen bei neu eingetroffenen Akten
- ausheben = angefragte Archivalien aus Magazin holen (auch in Bibliotheken verwendet!)
- reponieren = Zurückräumen der Archivalien nach der Benutzung
Laura
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