Ein junger Mann aus der Lausitz schreibt einen Roman über die Kindheit und Jugend zweier Brüder im südöstlichen Zipfel von Sachsen. Kaum veröffentlicht, wurde sein Debüt bereits als Buch der Stunde gefeiert. Warum? Die Ausschreitungen von Chemnitz lassen viele von uns ratlos zurück. Warum sind Menschen in unserem wohlhabenden Land so wütend und unzufrieden?
Der Roman von Lukas Rietzschel erklärt nichts und doch vieles. Beim Lesen begibt man sich in die Lebenswelt von Menschen, die sich weitab von den prosperierenden Gegenden als Verlierer empfinden und in der Wut auf das Fremde ein Ventil für ihre Unzufriedenheit finden. Dabei beginnt alles so hoffnungsvoll: Als der jüngere Bruder Tobi in die Schule kommt, elf Jahre nach der Wende, zieht die ganze Familie in das selbstgebaute Haus ein. Doch der Aufschwung ist nicht von Dauer: Die Familie zerbricht, Freunde gehen verloren und die Perspektivlosigkeit der Zurückgebliebenen bestimmt den Alltag. Man steckt beim Lesen förmlich in ihrer Haut und spürt instinktiv, dass dies nicht gut ausgehen kann.
Lukas Rietzschel ist ein leises, genaues und eindringliches Buch über ein zerrissenes Land gelungen, welches einen ganz eigenen Sog entwickelt. Empfehlenswert!
Noch mehr über Lukas Rietzschel und sein Debüt erfahren?
Und jetzt lesen:
Lukas Rietzschel: Mit der Faust in die Welt schlagen / Ullstein, 2018. – 319 Seiten


Marlene

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2 Kommentare zu „Mein Lesetipp: Mit der Faust in die Welt schlagen“