Jeden Dienstag um 16 Uhr findet in der Stadtbibliothek Erlangen eine Vorlesestunde für Kinder ab 3 Jahren statt. Für manche Kinder ist dies ein fester Termin, den sie nicht verpassen wollen. Andere kommen spontan mit ihren Eltern vorbei. Und ich bin da, die Lesemaus! Ihr kennt mich noch nicht? Dann lest hier von meinem Abenteuer bei der Vorlesestunde.
Dienstagnachmittag passieren sonderbare Dinge in der Bibliothek.
Es ist wenige Minuten vor 16 Uhr und ich liege pünktlich auf der Lauer. Heute wird es mir gelingen. Heute werde ich endlich das Geheimnis lüften, das mich nun schon seit einigen Wochen umtreibt.
Hach, ich bin so aufgeregt!
Und ich werde es herausfinden, ich ganz allein.
Wer ich bin? Na die Lesemaus, ist doch klar!
Wie – Du hast mich hier noch nie gesehen? Nun, das liegt vermutlich daran, dass ich so klein und unscheinbar bin. Dabei gibt es in jeder Bibliothek eine Lesemaus. Lange bin ich noch nicht hier. Erst seit wenigen Wochen, als meine Vorgängerin in Rente ging.
Heute habe ich beschlossen, unter die Detektivinnen zu gehen, um sonderbaren Vorkommnissen auf den Grund zu gehen.
Jeden Dienstag sind im Treppenhaus kurz vor 16 Uhr aufgeregte Kinderstimmen zu hören. Wo wollen die nur alle hin, habe ich mich gefragt. Leider bin ich auf der Treppe nicht so schnell. Ihr könnt es euch bestimmt vorstellen bei meinen kurzen Beinen. Doch heute bin ich vorbereitet. Ich habe mich im zweiten Stock neben einem Bücherturm auf die Lauer gelegt.
Ich bin ganz still, damit mich keiner hört und sieht.
Ein lauter Ton erklingt und gleich darauf ertönt eine Frauenstimme aus den Lautsprechern. Ach so, denke ich, eine Durchsage. Solche habe ich hier schon oft gehört. Die Stimmen klingen alle sehr nett, aber meist sagen sie immer das gleiche. Jetzt gerade aber, wo ich nichts weiter zu tun habe, als zu warten, höre ich zu.
Liebe Eltern, liebe Kinder, um 16 Uhr findet unser Vorlesespaß für Kinder ab 3 Jahren statt. Wir treffen uns im Bürgersaal im 2. Stock. Schaut doch mal vorbei, es warten zwei wunderbare Geschichten auf euch.
Ich bin sprachlos. Vorlesespaß? Ich liebe Vorlesen! O wie toll ist das denn! Ist das etwa das Geheimnis? Kommen jetzt alle Kinder zum Vorlesen? Ich werde ganz hibbelig und hüpfe von einem Bein aufs andere. Da kommt plötzlich eine Frau die Treppe herunter. Sie verschwindet im Bürgersaal. Den kenne ich schon. Das ist der große Raum hier oben mit dem riesigen Spiegel und den großen Kronleuchtern.
Da kommen auch schon die ersten Kinder mit ihren Eltern in den Bürgersaal.
Jetzt muss ich mich aber beeilen, dass ich es vor den anderen in den Raum schaffe. Sonst werde ich noch von einem der vielen Füße getroffen. Wie der Blitz rase ich in das Zimmer. Ich verstecke mich ganz hinten hinter einem Stuhlbein. Puh, ich bin echt ganz schön aus der Puste. Ob jemand mich gesehen hat? Ich schaue vorsichtig um die Ecke. Nein, niemand schaut in meine Richtung.
Jetzt erst fällt mir auf, wie anders der Raum heute aussieht. Vor einem Tisch sind in zwei Halbkreisen ganz viele Stühle aufgestellt, auf denen sich die Kinder und Erwachsenen nun ihre Plätze suchen.
Draußen läutet die Kirchturmuhr und nachdem alle einen Platz gefunden haben, geht die Frau zur Tür und schließt sie leise. Nun muss es losgehen. Ich schleiche vorsichtig näher. „Herzlich willkommen zu unserer Vorlesestunde!“, beginnt sie.
Toll, dass ihr alle gekommen seid. Wir haben zwei Geschichten für euch dabei: einmal eine Bilderbuchgeschichte und dann noch eine Geschichte, die wir euch mit unserem Erzähltheater, dem Kamishibai, erzählen werden.
Erst jetzt fällt mir auf, dass die Frau nicht alleine vorne sitzt. Auf der anderen Seite sitzt eine weitere Frau. Auch sie sieht sehr nett aus.
Die erste Geschichte handelt von einer lustigen Kuh.
Sie verhält sich ganz wie ein Mensch und das ist einfach zu komisch. Ich muss echt aufpassen, nicht laut loszulachen. Aber auch aus den Reihen der Kinder und Erwachsenen ist immer wieder vergnügliches Gekicher zu hören. Viel zu schnell ist die erste Geschichte vorbei.
In der zweiten Geschichte geht es um einen großen Möhrenklau.
Das ist aufregend, aber am Ende geht alles gut aus.
Ich staune: Statt eines Buches hält sie nur eine große Karte in der Hand. Weitere Karten stecken in einem großen Holzgestell, das fast wie ein Puppentheater aussieht. Sogar einen Vorhang gibt es. Auf den Karten sind ganz große Bilder zu sehen und nach und nach nimmt die Frau immer die vorderste Karte weg und das nächste Bild erscheint. Das ist wirklich eine prima Erfindung!
Ich bin ganz begeistert!
In bester Stimmung endet die Vorlesestunde und beide Frauen verabschieden Kinder und Eltern. Sie hoffen, möglichst viele von ihnen bald mal wiederzusehen.
Schnell verstecke ich mich wieder hinter einem Stuhlbein und warte, bis alle gegangen sind. Dann verlasse auch ich den Raum. Ich bin noch ganz erfüllt von den beiden Geschichten. War das toll! Ich muss da nächste Woche unbedingt wieder hin.
Und jetzt – jetzt muss ich erst mal ein kleines Schläfchen machen, denn so ein Abenteuer macht echt müde. Macht‘s gut! Eure Lesemaus
Sind immer so viele Kinder da?
Ich habe mich später noch ein wenig mit der Frau unterhalten, die am Anfang die Durchsage gemacht hat. Sie sagte, dass es noch keine Vorlesestunde gegeben hätte, zu der nicht mindestens ein Kind gekommen sei. Aber so viele Kinder wie in den Sommerferien würden sonst nur im Advent kommen. Da seien die Vorlesestunden dann etwas ganz Besonderes, weil im Anschluss mit den Kindern noch gebastelt würde.
Aber letztlich sei es egal, wie viele Kinder kommen. Sie und ihre Kolleginnen würden für alle lesen, die kommen. Na, wenn das keine guten Nachrichten sind!
Ich möchte jetzt immer dabei sein!
Liebe Kinder, vielleicht lernen wir uns ganz bald kennen. In der Kinderbibliothek oder eben bei der Vorlesestunden jeden Dienstagnachmittag. Ich freue mich!
Miriam
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