Veronika und Jonas Börnicke (c) Oni on Adventure

Von Neuseeland nach Deutschland mit dem Fahrrad

Veronika und Jonas Börnicke aus Erlangen radelten drei Jahre um die Welt. In einer Ausstellung teilen sie nun Geschichten, Eindrücke und Bilder ihres Abenteuers. Hier berichtet Vroni über ihre unvergessliche Reise.

Wie kam es zu eurer Reise?

Wir wollten nach unserem Studium einmal eine etwas größere Reise machen. Wir mussten unsere Studentenzimmer eh leer räumen, hatten noch keine Jobs und waren daher recht frei in unserer Zeitgestaltung. Australien und Südostasien sollten unsere Ziele werden. Um den langen Anreiseweg direkt zu nutzen, nahmen wir Neuseeland noch mit auf die Liste. Zunächst planten wir die Reise mit dem Rucksack, bis dann die Frage in den Raum gestellt wurde „Warum eigentlich nicht mit dem Rad?“ – wir hatten die letzten Sommerurlaube bereits mit dem Fahrrad erlebt, aus Flexibilitäts- und Kostengründen. Und diese verrückte Idee setzte sich dann irgendwie fest und wir fingen an zu planen.

Welche Route habt ihr genommen und warum?

Ich (Vroni) war schon einmal in Australien gewesen und hatte damals aber nur dort gearbeitet und wollte das Land auch noch einmal bereisen. Jonas findet alles spannend, was mit Südostasien zu tun hat, die Kultur, das Essen, die Landschaft. So kamen diese zwei Gebiete zustande. Neuseeland kam wie gesagt eher durch Zufall dazu, wir sind aber sehr froh darüber.

So verließen wir am 5. Januar 2017 Deutschland und fingen in Neuseeland an zu radeln, über die Südinsel (primär) und danach durchquerten wir die Nordinsel. Nach drei Monaten flogen wir nach Sydney und verbrachten ein Jahr in Australien, wovon wir allerdings auch vier Monate arbeiteten.

Danach ging es weiter nach Indonesien, da es günstige Flüge von Australien nach Bali gibt und es auch eins der nächsten Länder ist. Wir radelten dort erst einmal Richtung Osten über die ganzen Inseln und bis nach Osttimor. Ein Land, das auch wir vorher nicht kannten. Von dort flogen wir zurück nach Bali und wurden von Freunden besucht. Nach zwei Wochen Urlaub radelten wir dann Richtung Westen weiter. So kamen wir über Java bis nach Jakarta.

Unsere Route war wenig geplant und mehr durch Empfehlungen, Orte, die wir sehen wollten und den Besuchen von Familie und Freunden geleitet. So flogen wir von Java aus Zeitgründen direkt nach Kuala Lumpur in Malaysia und radelten eher schneller an der Westküste nach Thailand und bis nach Bangkok. Nach einem weiteren kurzen Urlaub, in dem wir von der Familie besucht wurden, radelten wir nach Kambodscha und folgten von dort dem Mekong nach Laos. Weiter im Norden bogen wir nach Vietnam und Hanoi ab. Dort kam wieder Familie zu Besuch. Danach durchquerten wir wieder Laos in Richtung Westen und kamen so zurück nach Thailand. Dort wollten wir noch Chiang Mai sehen. Am Ende mussten wir zurück nach Bangkok, da wir von dort nach Hongkong flogen.

Wir hatten erst unterwegs entschieden, doch den gesamten Weg nach Deutschland zurück zu radeln. Nach unserem ursprünglichen Plan wären wir von Bangkok nach Deutschland geflogen. Aber es hatten zu viele Radfahrer unterwegs von Zentralasien geschwärmt. Wir hatten uns vorher kein Visum für China organisieren können. Es hieß aber,  dass man von Hongkong aus recht “einfach“ ein Visum beantragen könnte. Daher flogen wir nach Hongkong. Das Problem war nur das richtige Timing. Es war mittlerweile November und wenn wir uns jetzt auf den Weg in Richtung Zentralasien aufmachen würden, dann wären wir dort mitten im Winter, Pässe wären dann gesperrt und es wäre einfach unglaublich kalt. Also entschieden wir kurzerhand, noch einmal nach Australien, zurück auf unsere Farm, zu gehen. Etwas Geld verdienen und auf eine passendere Zeit warten. Im März flogen wir dann zurück nach Hongkong, bekamen unser Visum und verbrachten zwei Monate in China.

Von dort reisten wir nur kurz durch Kasachstan, bevor wir Kirgistan erreichten. Hier waren wir einige Zeit mit Freunden unterwegs. Entlang des Pamir Highway fuhren wir danach durch Tadschikistan und nach Usbekistan. Wir entschieden uns gegen Turkmenistan und Iran, da hier die Visa-Organisation etwas schwieriger ist. Wir nahmen stattdessen ein Boot über das Kaspische Meer nach Aserbaidschan. Nachdem wir durch Georgien geradelt waren, entschieden wir uns gegen die Türkei im Sommer und nahmen stattdessen ein Boot über das Schwarze Meer nach Odessa, in der Ukraine. Wieder wurden wir von der Familie besucht. Danach ging es durch Transnistrien und Moldawien nach Rumänien.

Hier wollten wir unser Tiny House bei einem Hersteller bauen. So verbrachten wir zwei Monate von September bis Oktober dort. Eigentlich wären wir dann gerne durch die Slowakei geradelt, aber hierfür war es im November dann doch schon etwas zu spät im Jahr. So radelten wir nach Ungarn und dort zur Donau, der wir nun folgten. So streiften wir kurz die Slowakei und kamen durch Österreich nach Deutschland. Es war ein regnerisches Novemberwetter und da wir ein Datum für unsere Ankunft anzugeben hatten, mussten wir uns beeilen. So nahmen wir von Passau nach Regensburg den Zug und radelten von dort über Nürnberg zurück nach Erlangen, wo wir am 16. November 2019 ankamen.

Hier seht ihr unsere Route in Google Maps.

Was waren eure absoluten Highlights?

Das ist eine super schwierige Frage, da wir am liebsten ALLES sagen würden. Aber trotzdem etwas konkreter zu werden:

  • Die Landschaft in Neuseeland war so vielseitig und wunderschön
  • Die Farm in Australien (am Ende für 7 Monate) ist ein zweites Zuhause geworden
  • Kirgistan war landschaftlich einfach der Wahnsinn und der Pamir Highway war einfach ein einzigartiges Erlebnis

Was waren die schwierigsten Momente auf eurer Reise?

Wir kamen zusammen in einen guten Flow und hatten auf der Reise sehr viel Glück, daher gab es so richtig schwierige Momente gar nicht wirklich.

Als einziges könnte ich nennen, dass es irgendwann eine Challenge war, „nur“ zu zweit zu sein. Beide erleben dasselbe, jeden Tag, man macht eigentlich alles zusammen und wir haben wahrscheinlich über jedes erdenkliche Thema gesprochen.

Was ist das Besondere an Radreisen?

Man ist schneller als zu Fuß, aber trotzdem so nah an Natur und Menschen dran, da man keine Wände oder sonstiges (wie bei einem Auto) um sich hat. Außerdem ist man absolut flexibel und ungebunden – von keiner Tankstelle, Haltestelle oder sonstigem abhängig. Und dadurch kommt man auch durch Regionen, durch die schnellere Fahrzeuge einfach nur durchfahren, weil es nichts konkret Spannendes dort gibt. So erlebt man auch kleine Orte und nichttouristische Gegenden. Menschen kommen gerne auf einen zu, helfen einem. Da wir oft bei Leuten im Garten gezeltet haben, haben wir viele Kulturen und Lebensweisen kennenlernen dürfen.

Welche Tipps habt ihr für diejenigen, die ein solches Abenteuer ebenfalls wagen wollen?

Einfach machen! Man muss einfach mal anfangen, sich damit auseinanderzusetzen und das Planen anzufangen. Es muss ja auch nicht immer gleich so etwas Großes und Langes sein. Wir haben vorher auch verschiedene Radurlaube gemacht, die dann mal zwei Wochen oder so lang waren.

Und um alles zu finanzieren, haben wir vorher gearbeitet und uns dann eben auf der Reise etwas zum Geldverdienen gesucht und waren dann einfach sehr sparsam unterwegs.

Wenn es Fragen gibt, könnt ihr auch gerne auf uns zukommen 😊.

Was ist schöner: das Losfahren oder das Zurückkommen?

Auch eine schwere Frage. Nach so langer Zeit freut man sich nämlich auch sehr aufs Ankommen, Daheimsein, Freunde und Familie.

Trotzdem würde ich sagen, das Losfahren! Das Abenteuer wartet auf einen, man hat sich so lange darauf gefreut und endlich geht es los!

Mehr über unsere Reise erfahrt ihr auf unserer Website The ONION Adventure.

Und hier bekommt ihr einige Einblicke in die Ausstellung:

Die Ausstellung wird vom 13. Januar bis 8. März 2022 in der Erlanger Stadtbibliothek gezeigt.

Der Erlanger Peter Smolka radelte ebenfalls um die Welt. Lest mal rein: Im Fahrradsattel um die Welt.

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Marlene

Als Verantwortliche für Online-Kommunikation und digitale Medien in der Erlanger Stadtbibliothek bin ich viel im Netz unterwegs. Den analogen Ausgleich finde ich beim Wandern, Reisen und in der Literatur. #Bettleserin #Couchsurferin #Wikipedianerin

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Kommentare

Eine Antwort zu „Von Neuseeland nach Deutschland mit dem Fahrrad“

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