Fizah, Gründerin der Urban Sketchers Erlangen

Urban Sketchers Erlangen: One Sketch at a Time

Urban Sketchers sind Menschen, die gerne vor Ort zeichnen. In der Erlanger Stadtbibliothek ist vom 12. Mai bis 21. Juni 2022 eine Ausstellung der Urban Sketchers Erlangen zu sehen. In ihrem Gastbeitrag erzählt Fizah, was Urban Sketching bewegen kann.

Ich bin Fizah, die Gründerin und eine der Organisatorinnen der Urban Sketchers Erlangen. Wir sind eine Gemeinschaft mit einem Interesse an Kunst und Kultur. Wir treffen uns einmal oder mehrmals im Monat, um durch die Stadt zu ziehen und direkt “at Location” zu skizzieren. Wir suchen immer wieder neue Blickwinkel, um unsere schöne Stadt einzufangen. Unsere Sketches zeigen, dass ein und derselbe Ort ganz unterschiedlich wahrgenommen wird und immer wieder neue Geschichten erzählen kann. Das ist der Grund, warum wir die Ausstellung “Die Stadt durch andere Augen sehen” genannt haben.

Urban Sketchers Erlangen

2018 habe ich an einem Urban Sketching Workshop während des Comic-Salons in Erlangen teilgenommen. Ich habe mich sofort verliebt und wollte das unbedingt fortsetzen und mit anderen teilen. In Erlangen gab es bis dahin keine solche Gruppe, dafür aber in Forchheim.

Mit der Hilfe von Rosemary von der USK Forchheim habe ich noch im selben Jahr eine Gruppe hier in Erlangen gegründet. Wir treffen uns seitdem regelmäßig und teilen unsere Sketches auf unseren Social Media Channel. Check out USK Erlangen auf Instagram und Facebook!

Gegenseitige Unterstützung und gemeinsames Zeichnen

Durch Social Media wächst die Gruppe auch stetig und wir freuen uns immer wieder neue Sketcher bei unseren Treffen begrüßen zu dürfen. Besonders schön ist es, wenn wir uns mit den benachbarten Urban Sketcher Gruppen aus z.B. Forchheim, Fürth, Bamberg, Ansbach, Nürnberg, Bayreuth und Coburg austauschen, uns gegenseitig besuchen oder gemeinsam Veranstaltungen organisieren. Deswegen seht ihr auch ihre Sketches in unserer Ausstellung. Damit folgen wir genau dem Ziel der “Urban Sketching” Bewegung, die 2007 vom Illustrator Gabriel Campinario gegründet wurde und seitdem weltweit wächst und gedeiht. Die gegenseitige Unterstützung und das gemeinsame Zeichnen ist eines der zentralen Elemente der Urban Sketching Manifesto. Mit dieser Ausstellung wollen wir das Interesse am Urban Sketching wecken und Leute ermuntern, ihre “Geschichten” als Sketches zu teilen. Ich finde es wunderbar mein Sketchbook dabei zu haben. Immer wenn ich mir die Sketches später anschaue, dann sind alle Empfindungen und Erinnerungen sofort wieder lebendig. Und absolut jeder kann das tun. Man muss nicht in der Kreativbranche tätig sein oder an einer Kunstschule studiert haben, um beim Urban Sketching mitzumachen. Ich selbst habe eigentlich medizinische Biochemikerin studiert und arbeite jetzt offiziell im härtesten Job von allen: als Mutter. Deshalb ist in unserer Urban Sketchers Gruppe jeder willkommen, der Lust hat, gemeinsam zu skizzieren.

Unsere Gruppe ist zwanglos und freundlich, es ist keine Anmeldung nötig und es gibt keine Gebühren, es ist mehr eine Gemeinschaft, die die Liebe zum Skizzieren teilt.

Urban Sketching schafft Freundschaften

Meine persönliche Geschichte ist auch eng mit dem Urban Sketching verbunden. Ich komme aus Malaysia und bin der Liebe wegen in Deutschland und Erlangen gelandet. Die erste Zeit in Deutschland war schwer. Das nicht nur wegen der Sprache, sondern auch wegen der Kultur und allem. Alles ist anders. Ganz anders als in Malaysia. Mein Integrationsprozess hier war eine riesige Herausforderung. Es ist schwierig, Anschluss und Freunde zu finden und mit Menschen in Kontakt zu kommen. Ich muss sagen: Die Deutschen sind schwer zu knacken. Die Kunst im Allgemeinen und Urban Sketching im Speziellen hat mir sehr dabei geholfen.

Zum einen habe ich durch das Sketching meine neue Heimat besser kennengelernt und mich über die Stadt informiert, in der ich jahrelang gelebt habe. Zum anderen habe ich durch das Teilen der Sketches auf Social Media so viele neue Menschen kennengelernt und bin mit ihnen ins Gespräch gekommen. Ich schätze jede einzelne Person, die ich dadurch kennengelernt habe. Die Kunst hat das Eis gebrochen. Durch die Sketching Gruppe habe ich mehr bekommen, als ich erwartet habe. Nicht nur die Freude am Sketching, sondern auch die Freundschaft, die ich mit den Leuten geschlossen habe. Ihr werdet es vielleicht nicht glauben, wenn ich sage, dass ich am Anfang trotz Deutschkurses kaum Deutsch gesprochen habe. In Erlangen kommt man sehr gut mit Englisch durch. Aber mit der Hilfe von Hanna, Heike, Peter, Rosemary und anderen in der Gruppe, habe ich Selbstvertrauen im Sprechen tanken können. In unserer Gruppe sind wir eine Mischung aus Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft. Es ist so etwas wie eine Integrationsgruppe geworden. Auch wenn wir nicht alle dieselbe Sprache sprechen, können wir trotzdem gemeinsam Sketchen.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei unseren tollen Sketchers bedanken, die jedes Treffen zu einem großen Vergnügen machen. Und auch besonders bei Hanna, die von Anfang an eine unserer Säulen ist. In der Ausstellung „One Sketch at a Time“ möchten wir diese Erfahrung mit euch teilen. Die Ausstellung ist bis zum 21. Juni 2022 in der Bibliothek zu sehen.

Ich hoffe, es gefällt euch, wie wir die Stadt mit unseren Augen sehen!

Impressionen der Ausstellung und Vernissage

Artikel der Erlanger Nachrichten vor Ausstellungstafeln

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