Der Blick von der Nürnberger Stadtbibliothek auf die Burg.

Tagebuch einer FaMI-Azubine: Kapitel 15

Am 1. September 2019 habe ich meine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Stabi begonnen.
Hier berichte ich über den Alltag als FaMI-Azubine in der Stadtbibliothek Erlangen und nehme euch mit auf das Abenteuer Ausbildung. Die letzten zwei Monate waren sehr ereignisreich, deshalb hat dieser Blogartikel sogar ein Inhaltsverzeichnis. Premiere! Besonders von meinem Praktikum in der Stadtbibliothek Nürnberg habe ich viel zu erzählen.

Previously on…

Nach meiner Zeit im Bücherbus war einiges los und ich hatte noch gar keine Zeit, davon zu berichten. Ich war für eine Woche in der Verwaltung der Stabi und habe einen Einblick in die Arbeit der Kolleg*innen bekommen, die den Laden im Hintergrund am Laufen halten. Von unseren Mitarbeiter*innen kommt das Klischee des langsamen öffentlichen Diensts auf jeden Fall nicht.

Danach hatte ich Schule im Distanzunterricht und war anschließend eine Woche in der Stabi, in der ich tatkräftig beim Katalogisieren von Kinderbüchern und DVDs mithelfen durfte. Dann stand das nächste große Kapitel an: Das Großstadtpraktikum in Nürnberg. Alle Azubis, die in kleineren Bibliotheken arbeiten, müssen für 2 Wochen in eine Großstadtbibliothek, um die Arbeitsabläufe dort kennenzulernen. In meinem Fall war das Nürnberg, was glücklicherweise mit dem Zug gut zu erreichen ist. Ich war auch nicht alleine dort, sondern mit vier Mitschülerinnen aus meiner Berufsschulklasse. Sie kommen aus Bamberg (Stadtbücherei und Unibibliothek), Coburg und Bayreuth.

Das Großstadtpraktikum in der Stadtbibliothek Nürnberg

Der Innenhof des ehemaligen Katharinenklosters CC0
Der Innenhof des ehemaligen Katharinenklosters

Es ging mit einer Führung durch die Gebäude der Zentralbibliothek los. Da ist einmal das neu gebaute Luitpoldhaus mit einer großartigen Aussicht auf Nürnberg und die Burg. Dort sind auf drei Stockwerken die Kinder- und Jugendbibliothek, die Abteilung für Literatur und Sprache und die Musikbibliothek.

Im ehemaligen Katharinenkloster nebenan befinden sich die Sachbücher. Momentan sind einige ausgelagert, da dort renoviert wird. Auch der wunderschöne Innenhof und das Zeitungscafé sind aufgrund von Corona aktuell leider nicht zugänglich. Wir waren aber auch erstmal gut damit beschäftigt, die Stockwerkbeschriftungen von L1 bis K3 zu verstehen.

Nachdem wir einen ersten Überblick über die Zentralbibliothek hatten, haben wir einige Informationen zu den Zweigstellen und Schulbibliotheken bekommen – erstmal theoretisch, bevor wir dann im Lauf der Woche ein paar besuchen durften. Dafür wurden wir aufgeteilt, weil ein Rudel von fünf FaMIs für die kleineren Teilbibliotheken ein bisschen viel wäre, gerade in Zeiten, wo wir den Mindestabstand einhalten müssen.

Das Berufsbildungszentrum – Oder: Wo ist hier die Bibliothek?

Ich durfte mit zwei Mitpraktikantinnen die Schulbibliothek im Berufsbildungszentrum kennenlernen. Ein enormer Vorteil davon, nicht allein im Praktikum zu sein, ist, dass ich mich nicht alleine verlaufen kann. Das haben wir auch zu dritt super geschafft. (Zu unserer Verteidigung: das Berufsbildungszentrum ist ein nicht gerade kleiner Komplex aus mehreren Schulen.) Da wir aber FaMIs sind und damit Meisterinnen der Informationsbeschaffung, haben wir irgendwann tatsächlich die Bibliothek gefunden. Dort durften wir bei der Bestandspflege helfen und Lesetipps verfassen. Der Bestand setzt sich hauptsächlich aus Fachbüchern für die an der Schule vertretenen Berufe und aus Medien für junge Menschen zusammen.  „Klein, aber fein“ ist die perfekte Beschreibung für diese Schulbibliothek.

Die Schulbibliothek im Berufsbildungszentrum CC0    Die Schulbibliothek im Berufsbildungszentrum CC0

Kinder- und Jugendbibliothek und Social Media

In der Abteilung Kind und Jugend ging es um die Führungen, Veranstaltungskonzepte und den Bestandsaufbau, also alles Dinge, die ich aus Erlangen kenne. Ich finde es immer interessant, zu vergleichen, welche Dinge unsere Bibliotheken unterschiedlich machen und welche Ideen und Konzepte es in anderen Bibliotheken gibt.

Außerdem haben wir die Verantwortlichen für die Facebook-Seite der Stadtbibliothek kennengelernt und durften einen Post planen. Da es Freitag war, habe ich mir die Chance natürlich nicht entgehen lassen, daraus einen #BookfaceFriday zu machen.

Die Fachteams Sachliteratur und Literatur und Sprache

Der Sachbuchbereich in der Stadtbibliothek Nürnberg CC0
Der Sachbuchbereich in der Stadtbibliothek Nürnberg

Wir waren noch in zwei weiteren Fachteams: Dem für Sachliteratur und dem für Literatur und Sprache. Bei letzterem fiel es uns deutlich leichter, uns zurechtzufinden, weil diese Abteilung als Systematik Klarschrift nutzt. Das bedeutet, auf den Büchern steht beispielsweise „Fantasy SL“, wohingegen im Sachbuchbereich noch die Dewey-Dezimalklassifikation vorherrscht, die aus einer langen Zahlenreihe besteht. Da ist beim Einstellen viel Konzentration gefragt, damit man keine Zahlendreher hat.

In diesen Abteilungen haben wir noch einiges über Führungskonzepte erfahren und durften dann aus der Belletristik unsere persönlichen Empfehlungen zum Welttag des Buches heraussuchen und ausstellen. (Falls ihr euch fragt, was ich herausgesucht habe: Der Tag, an dem ich Witcher nicht empfehle, muss erst noch kommen. 😉 )

Alles rund um EDV und IT

Außerdem haben wir einen Einblick in die EDV der Bibliothek bekommen: Von den RFID-Etiketten und Selbstverbuchern, die ich aus der Stabi kenne, bis hin zur Rücksortieranlage, die die Medien bereits bei der Rückgabe nach den Stockwerken vorsortiert.

Die Rücksortieranlage in der Stadtbibliothek Nürnberg CC0
Die Rücksortieranlage
Die Kassenautomaten in der Stadtbibliothek Nürnberg CC0
Die Kassenautomaten

 

 

 

 

 

 

 

Auch die digitalen Angebote der Stadtbibliothek Nürnberg waren ein Thema, zu dem wir einen kleinen Vortrag bekommen haben. Einige davon gibt es auch in der Stabi Erlangen: Naxos, Pressreader und Munzinger; andere waren mir neu.

Rezeption und MahnungDer EIngangsbereich der Stadtbibliothek Nürnberg CC0

An der Rezeption werden generelle Auskünfte über das Haus gegeben und Neuanmeldungen durchgeführt. Dort war pandemiebedingt nicht besonders viel los, deshalb hatten wir noch eine weitere Station:

Die Mahnabteilung. Ich finde die Ruhe und Routine, mit denen die Kolleg*innen in dieser Abteilung Konflikte deeskalieren, immer wieder beeindruckend. Zu guter Letzt haben wir noch bei der Rücksortierung zurückgegebener Medien geholfen.

Ausflug in die Zweigstellen und den Bücherbus

Wir durften zwei Zweigstellen besuchen: Die im Südpunkt und die gerade frisch renovierte in Langwasser. Beide haben natürlich einen deutlich kleineren Bestand als die Zentrale und sind an die Bedürfnisse ihrer Nutzer*innen angepasst. Die Zweigstelle in Langwasser zum Beispiel hat eine große Auswahl an russischen Büchern. Da sie ganz neu ist, ist ihre Einrichtung ein Paradebeispiel für eine gemütliche Bibliotheksausstattung, die zum Verweilen einlädt – was aktuell natürlich leider nicht möglich ist.

Ein Regal in der Kinderabteilung in Langwasser CC0   Eine gemütliche Sitzecke in der Jugendabteilung in Langwasser CC0

Ein Bücherbus der Stadtbibliothek Nürnberg CC0Einen Nachmittag habe ich im Bücherbus verbracht (der im Gegensatz zum Erlanger Bücherbus tatsächlich ein Bus ist), habe dort eingestellt und die Unterschiede zwischen unseren Fahrbibliotheken beobachtet. Beispielsweise wird Im Nürnberger Bücherbus mit Barcode verbucht, bei uns über RFID. Der Nürnberger Bus fährt die meisten Haltestellen zweiwöchig an, unserer jede Woche, dafür stehen wir dort kürzer.

Eine Etage zum Mitmachen: die Musikbibliothek

Eine Orgel in der Musikbibliothek CC0
Sogar eine Orgel kann man (theoretisch) ausprobieren.

Die Musikbibliothek wurde erst vor wenigen Monaten zur „klingenden Etage“ umgebaut. Seitdem gibt es so tolle Sachen wie ein Bodenklavier und verschiedene Instrumente zum Ausprobieren. Aufgrund der Pandemie sind diese Dinge leider aktuell nicht fürs Publikum zugänglich, aber wir durften trotzdem ein paar davon ausprobieren.

Die Systematik, nach der die Medien in der Musikbibliothek sortiert sind, kannte ich schon, weil wir in Erlangen dieselbe verwenden. Das ist ziemlich praktisch, da sie in ganz Deutschland gleich ist: Egal, ob ich in Erlangen, Nürnberg oder Lübeck in die Musikabteilung gehe, weiß ich immer, wo ich was finde.

Staunen im Altbestand

Am letzten Tag waren wir in den Magazinen mit dem Altbestand und dem Fachbereich Orts- und Landeskunde. Ich fand ja schon mein Praktikum im Stadtarchiv sehr spannend, genauso begeistert war ich jetzt von den Altbeständen. Von Dokumenten aus Nürnbergs dunkler NS-Vergangenheit über wunderschön illustrierte Handschriften zu einem Originalbrief von Albrecht Dürer – ich finde es einfach toll, solche Zeugnisse der Geschichte im Original sehen zu können.

Fazit

Es waren zwei sehr spannende Wochen, die wie im Flug vergangen sind. Ich habe sehr viele neue Informationen und Eindrücke gewonnen, die ich noch verarbeite. Der Austausch mit den Mitarbeiter*innen der Stadtbibliothek Nürnberg, aber auch mit meinen Mitpraktikantinnen über ihre Bibliotheken war sehr interessant. Außerdem war es schön, gleich ein paar bekannte Gesichter zu haben, mit denen zusammen ich das Nürnberger U-Bahn-Netz entschlüsseln konnte. 😉

Liebe Grüße nach Nürnberg, Coburg, Bamberg und Bayreuth!

Fünf FaMI-Praktikantinnen © Stadtbibliothek Erlangen

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Julia

Nach den Stationen Praktikum, FSJ, Aushilfskraft und Ausbildung in der Stadtbibliothek Erlangen arbeite ich seit September 2022 in der Stadtbücherei Würzburg. #Büchersüchtige #Tolkienfangirl #Bastelkönigin #Musicalliebhaberin

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Kommentare

2 Antworten zu „Tagebuch einer FaMI-Azubine: Kapitel 15“

  1. […] Öffentliche Bibliothekswesen, zusammen mit meinen Mitschülerinnen, mit denen ich auch schon im Großstadtpraktikum […]

  2. […] Kapitel, voll mit tollen neuen Erfahrungen. Mit einem Harry-Potter-Escape-Room, spannenden Praktika, den besten Wohnheim-Mitbewohnerinnen überhaupt, langweiligen und lustigen Tagen in der […]

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