Wie verbreitet sind Social Media in Bibliotheken?

Social-Media-Aktivitäten von Bibliotheken

Viele Bibliotheken nutzen Facebook, Instagram und Co für ihre Öffentlichkeitsarbeit. Mit steigender Tendenz. Doch wie verbreitet sind Social Media in großen und kleinen, öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken wirklich? Ein Update.

Über 80 Prozent der Deutschen nutzen Social Media. Und auch Bibliotheken sind im Social Web aktiv. Sie wollen Informationen teilen, mit Menschen ins Gespräch kommen und sichtbarer werden. Das tun sie mit unterschiedlichem Engagement und Erfolg.

Ich beobachte schon lange, was Bibliotheken in den sozialen Netzwerken machen. In meiner Masterarbeit habe ich die Social-Media-Aktivitäten deutscher Großstadtbibliotheken untersucht. Acht Jahre sind seitdem vergangen. Eine lange Zeit, in der sich in der Social-Media-Welt viel verändert hat.

Social-Media-Nutzung in Deutschland

Informationen zur Social-Media-Nutzung liefert die ARD/ZDF-Onlinestudie und der Digital Report:

Onlinestudie 2022
Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie
Quelle: Screenshot We are social / Meltwater Digital Report 2023
Quelle: Screenshot We are social / Meltwater Digital Report 2023

Für mich stellt sich die Situation derzeit so dar: Der Platzhirsch Facebook ist zumindest in der jungen Bevölkerung auf dem absteigenden Ast. Instagram ist hipper, jünger, weiblicher und derzeit (noch) sehr beliebt. Aus Twitter wurde X. Die Zukunft und Ausrichtung des Netzwerks ist seit der Übernahme durch Elon Musk noch völlig offen. Viele haben Twitter den Rücken gekehrt. Einige sind zu Mastodon gegangen: eine dezentrale und unkommerzielle Mikroblogging-Plattform und ebenfalls ein Nischenmedium. Snapchat und TikTok sind Plattformen für die Jugend. Wobei gerade TikTok in den letzten Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen hat. Hypes wie Clubhouse sind wieder in der Versenkung verschwunden. Aktuell ist BeReal die neue Trend-App. Nicht nur im beruflichen Kontext wird LinkedIn immer wichtiger.

Social-Media-Trends

Darüber hinaus sehe ich plattformübergreifend folgende Trends:

  • Social Media werden mobil genutzt, teilweise gibt es sie nur als App.
  • Flüchtige Inhalte wie Stories entsprechen dem Wunsch vieler, keine dauerhaft sichtbaren Spuren im Netz zu hinterlassen.
  • Messenger – allen voran WhatsApp – dienen der privaten, nicht öffentlichen, Kommunikation.
  • Kurze Videoclips (Reels) spielen eine große Rolle.

Die Nutzung der sozialen Medien hat sich gewandelt, deren Verbreitung ist über die Jahre größer geworden.

Das trifft auch auf die Social-Media-Aktivitäten von Bibliotheken zu. Doch wie sehen diese im Detail aus?

Social Media in öffentlichen Großstadtbibliotheken

Im Jahr 2014 war bereits eine Mehrheit der deutschen Großstadtbibliotheken im Social Web aktiv. Aber nur wenige nutzten neben Facebook auch Twitter oder YouTube. Instagram war noch völliges Neuland. Oft wurden lediglich Informationen zu Bibliotheksangeboten und Veranstaltungen geteilt. Interaktion fand selten statt. Besonders schade: Mehr als ein Drittel der Bibliotheken ließen Kommentare und Anfragen unbeantwortet. Die damaligen Best-Practice-Bibliotheken, wie Köln, Hamburg oder Krefeld, sind auch heute noch sehr aktiv.

Was hat sich in den letzten Jahren geändert? Gibt es überhaupt noch kommunale Bibliotheken in Großstädten, die nicht in sozialen Medien vertreten sind? Und welche Plattformen werden heute bevorzugt genutzt? Das wollte ich wissen und habe deshalb in den Jahren 2021 und 2023 die Social-Media-Aktivitäten deutscher Großstadtbibliotheken erneut unter die Lupe genommen. Mit folgendem Resultat: Der Anteil der Bibliotheken, die mindestens auf einer Plattform aktiv sind, hat sich in neun Jahren von 64 auf 93 Prozent erhöht.

Entwicklung der Social-Media-Aktivitäten Öffentlicher Bibliotheken in deutschen Großstädten I Quelle: Eigene Erhebung
Entwicklung der Social-Media-Aktivitäten Öffentlicher Bibliotheken in deutschen Großstädten I Quelle: Eigene Erhebung
  • Instagram ist nun die am meisten genutzte Plattform (86 Prozent).
  • Facebook steht an zweiter Stelle und wird oft als zusätzlicher Inhaltsverteiler genutzt (84 Prozent).
  • Twitter / X verliert seit 2021 wieder (21 Prozent).
  • TikTok (9 Prozent) und Mastodon kamen neu hinzu (5 Prozent).

Hier seht ihr die Veränderungen im Detail:

Häufigkeitsverteilung der genutzten Plattformen I Quelle: eigene Erhebung
Häufigkeitsverteilung der genutzten Plattformen I Quelle: eigene Erhebung

Social Media in kleinen öffentlichen Bibliotheken

Von den kleinen kommunalen Bibliotheken sind viele noch nicht im Social Web unterwegs, wie jüngst eine Befragung der Hessischen Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken zeigte. Lediglich 36 Prozent der hessischen Gemeindebibliotheken nutzen Social Media (Stand 2021).

Oft fehlt es an den nötigen personellen und teilweise auch an technischen Voraussetzungen. Oder die Gemeinde verbietet der Bibliothek den eigenen Facebook- oder Instagramkanal. Dabei “ist eine vollumfängliche Nutzung von Messenger-Diensten, Social-Media- und Netzwerkplattformen unumgänglich für eine zeitgemäße Programm- und Öffentlichkeitsarbeit.” (BIB Standpunkte #Neuland)

Von den 52 Social-Media-aktiven Bibliotheken in Hessen nutzen 45 Facebook, 29 Instagram, 11 YouTube und 6 Twitter (X).

Social Media in wissenschaftlichen Bibliotheken

Helena Winterhager hat in ihrer bemerkenswerten Masterarbeit 2018 die Social-Media-Aktivitäten von 50 großen wissenschaftlichen Bibliotheken untersucht.

Sie stellte fest: Für 75 Prozent der deutschen Universitäts-, Staats- und Landesbibliotheken gehörte der Einsatz von Social Media schon damals zum Alltag. 25 Prozent waren bei keiner Plattform aktiv. Als Gründe wurden mangelnde Ressourcen, aber auch prinzipielle Skepsis gegenüber Social Media angegeben sowie auf andere Wege der digitalen Kommunikation wie Newsletter verwiesen.

Ich habe geprüft, wie sich die Nutzung von Social Media in WBs in den letzten fünf Jahren entwickelt hat und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:

2023 sind 90 Prozent auf mindestens einer Plattform aktiv. Die 2018 noch inaktiven Bibliotheken sind zumeist mit Instagram in die Social-Media-Kommunikation eingestiegen. Einige Bibliotheken haben Facebook aufgegeben, einige sind von Twitter (X) zu Mastodon gewechselt.

Es haben sich größere Veränderungen bei der Nutzung der unterschiedlichen Plattformen ergeben. Während 2018 Facebook und Twitter die Plattformen der Stunde waren, sind nun Facebook, Instagram und Twitter (X) gleichauf. Mastodon ist als Kommunikationskanal dazugekommen.

Häufigkeitsverteilung der genutzten Plattformen I Quelle: Winterhager und eigene Erhebung

Social Media und Bibliotheken – mein Fazit

Die meisten größeren Bibliotheken sind mittlerweile auf zumindest einer der gängigen Social-Media-Plattformen vertreten. Es zeigen sich allerdings Unterschiede in der Qualität und vor allem in der Resonanz. Die humorvollen Beiträge der Büchereien Wien sind überregional bekannt. Doch so ein Erfolg ist selten. Die Algorithmen der Plattformen machen es Bibliotheken nicht leicht, ohne bezahlte Reichweite, wahrgenommen zu werden.

Ich halte also fest: Bibliotheken sind heute viel professioneller im Umgang mit Social Media als noch vor wenigen Jahren. Von Euphorie kann jedoch keine Rede sein.

Letztendlich heißt es für Bibliotheken, die Möglichkeiten von Social Media für ihre Öffentlichkeitsarbeit bestmöglich auszuschöpfen, ohne dabei das Verhältnis von Aufwand und Nutzen aus den Augen zu verlieren. Wir versuchen das jeden Tag aufs Neue!

Und ihr?

Was sind eure Erfahrungen mit Social Media? Welcher Bibliothek lohnt es sich zu folgen? Welche ist aktuell eure Lieblingsplattform und warum?  Schreibt uns einen Kommentar!

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Marlene

Als Verantwortliche für Online-Kommunikation und digitale Medien in der Erlanger Stadtbibliothek bin ich viel im Netz unterwegs. Den analogen Ausgleich finde ich beim Wandern, Reisen und in der Literatur. #Bettleserin #Couchsurferin #Wikipedianerin

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Kommentare

4 Antworten zu „Social-Media-Aktivitäten von Bibliotheken“

  1. Avatar von Rosa Burger

    Wir sind als Bibliothek Sarntal, eine kleine Bibliothek im Dorf mit 4 Leihstellen. Sind seit 2 Wochen auf Instagram und verfolge selbst einige Bibliotheken von Südtirol sowie die Stadtbibliothek Graz. Es ist sehr interessant zu sehen was andere Bibliotheken posten und so machen. Welche Ziele sie verfolgen und welche Schwerpunkte sie haben.

    1. Avatar von Marlene
      Marlene

      Danke für die Rückmeldung und alles Gute für euren Insta-Kanal!

  2. […] hat auch die Kollegin Marlene Neumann aus der Stadtbibliothek Erlangen beobachtet und dazu einen sehr spannenden Blog-Beitrag […]

  3. […] Lest auch unseren Blogbeitrag Social-Media-Aktivitäten von Bibliotheken. […]

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