Viele Bibliotheken nutzen Facebook, Instagram und Co für ihre Öffentlichkeitsarbeit. Mit steigender Tendenz. Doch wie verbreitet sind Social Media in großen und kleinen, öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken wirklich? Ein Update.
Über 80 Prozent der Deutschen nutzen Social Media. Und auch Bibliotheken sind im Social Web aktiv. Sie wollen Informationen teilen, mit Menschen ins Gespräch kommen und sichtbarer werden. Das tun sie mit unterschiedlichem Engagement und Erfolg.
Ich beobachte schon lange, was Bibliotheken in den sozialen Netzwerken machen. In meiner Masterarbeit habe ich die Social-Media-Aktivitäten deutscher Großstadtbibliotheken untersucht. Zehn Jahre sind seitdem vergangen. Eine lange Zeit, in der sich in der Social-Media-Welt viel verändert hat.
Social-Media-Nutzung in Deutschland
Informationen zur Social-Media-Nutzung liefert die ARD/ZDF-Onlinestudie:
Facebook hat die Spitzenposition verloren. Unter den Jüngeren ist die Plattform schon länger out. Instagram ist der aktuelle Stern am Social-Media-Himmel. Aus Twitter wurde X. Mit der Übernahme durch Elon Musk begann der Niedergang. Viele haben der Plattform den Rücken gekehrt. Alternative Microblogging-Plattformen wie Mastodon, Bluesky und Threads sind bisher aus dem Nischenstadium nicht herausgekommen. Snapchat und TikTok punkten bei jungen Menschen. Wobei TikTok auch in der Gesamtbevölkerung an Beliebtheit gewonnen hat. Nicht nur im beruflichen Kontext wird LinkedIn immer wichtiger.
Social-Media-Trends
Darüber hinaus sehe ich plattformübergreifend folgende Trends:
- Social Media werden mobil genutzt, teilweise gibt es sie nur als App.
- Flüchtige Inhalte wie Stories entsprechen dem Wunsch vieler, keine dauerhaft sichtbaren Spuren im Netz zu hinterlassen.
- Messenger – allen voran WhatsApp – dienen der privaten, nicht öffentlichen Kommunikation.
- Whatsapp-Kanäle bieten Unternehmen, Organisationen und Marken neue Chancen.
Die Nutzung der sozialen Medien hat sich gewandelt, deren Verbreitung ist über die Jahre größer geworden. Das trifft auch auf die Social-Media-Aktivitäten von Bibliotheken zu. Doch wie sehen diese im Detail aus?
Social Media in öffentlichen Großstadtbibliotheken
Im Jahr 2014 war bereits eine Mehrheit der deutschen Großstadtbibliotheken im Social Web aktiv. Aber nur wenige nutzten neben Facebook auch Twitter oder YouTube. Instagram war noch völliges Neuland. Oft wurden lediglich Informationen zu Bibliotheksangeboten und Veranstaltungen geteilt. Interaktion fand selten statt.
Was hat sich in den letzten Jahren geändert? Gibt es überhaupt noch kommunale Bibliotheken in Großstädten, die nicht in sozialen Medien vertreten sind? Und welche Plattformen werden heute bevorzugt genutzt? Das wollte ich wissen und habe deshalb in den Jahren 2021 und 2024 die Social-Media-Aktivitäten deutscher Großstadtbibliotheken erneut unter die Lupe genommen. Mit folgendem Resultat: Der Anteil der Bibliotheken, die mindestens auf einer Plattform aktiv sind, hat sich in zehn Jahren von 64 auf 91 Prozent erhöht.
Die aktuelle Lage:
- Instagram ist die am meisten genutzte Plattform (89 Prozent).
- Facebook steht an zweiter Stelle und wird oft als zusätzlicher Inhaltsverteiler genutzt (84 Prozent).
- YouTube belegt den dritten Platz (38 Prozent).
- X (Twitter) verliert massiv (6 Prozent).
- TikTok (10 Prozent) und Mastodon kamen neu hinzu (6 Prozent).
Hier die Veränderungen im Detail:
Social Media in kleinen öffentlichen Bibliotheken
Von den kleinen kommunalen Bibliotheken sind viele noch nicht im Social Web unterwegs, wie eine Befragung der Hessischen Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken zeigte. Lediglich 36 Prozent der hessischen Gemeindebibliotheken waren aktiv (Stand 2021). Unter den 52 Social-Media-aktiven Bibliotheken nutzten 45 Facebook, 29 Instagram, 11 YouTube und 6 Twitter (jetzt X).
Oft fehlt es an den nötigen personellen und teilweise auch an technischen Voraussetzungen. Oder die Gemeinde verbietet der Bibliothek den eigenen Facebook- oder Instagramkanal. Dabei “ist eine vollumfängliche Nutzung von Messenger-Diensten, Social-Media- und Netzwerkplattformen unumgänglich für eine zeitgemäße Programm- und Öffentlichkeitsarbeit.” (BIB Standpunkte #Neuland)
Social Media in wissenschaftlichen Bibliotheken
Helena Winterhager hat in ihrer bemerkenswerten Masterarbeit 2018 die Social-Media-Aktivitäten von 50 großen wissenschaftlichen Bibliotheken untersucht.
Sie stellte fest: Für 75 Prozent der deutschen Universitäts-, Staats- und Landesbibliotheken gehörte der Einsatz von Social Media schon damals zum Alltag. 25 Prozent waren bei keiner Plattform aktiv. Als Gründe wurden mangelnde Ressourcen, aber auch prinzipielle Skepsis gegenüber Social Media angegeben sowie auf andere Wege der digitalen Kommunikation wie Newsletter verwiesen.
Ich habe geprüft, wie sich die Nutzung von Social Media in WBs in den letzten fünf Jahren entwickelt hat und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Die Nutzung von Social Media ist stark angestiegen: 2023 sind 93 Prozent auf mindestens einer Plattform aktiv. Die 2018 noch inaktiven Bibliotheken sind zumeist mit Instagram in die Social-Media-Kommunikation gestartet.
Es haben sich größere Veränderungen bei der Nutzung der unterschiedlichen Plattformen ergeben. Während 2018 Facebook und Twitter (jetzt X) die Plattformen der Stunde waren, ist nun Instagram die Nummer eins. Der Einsatz von Twitter (jetzt X) hat sich fast halbiert. Mastodon ist neu dazugekommen.
Social Media und Bibliotheken – mein Fazit
Fast alle größeren Bibliotheken sind mittlerweile auf zumindest einer der gängigen Social-Media-Plattformen vertreten. Es zeigen sich allerdings Unterschiede in der Qualität und vor allem in der Resonanz. Die humorvollen Beiträge der Büchereien Wien sind überregional bekannt. Doch so ein Erfolg ist selten. Die Algorithmen der Plattformen machen es Bibliotheken nicht leicht, ohne bezahlte Reichweite wahrgenommen zu werden.
Ich halte also fest: Bibliotheken sind heute viel professioneller im Umgang mit Social Media als noch vor wenigen Jahren. Von Euphorie kann jedoch keine Rede sein.
Letztendlich heißt es für Bibliotheken, die Möglichkeiten von Social Media für ihre Öffentlichkeitsarbeit bestmöglich auszuschöpfen, ohne dabei das Verhältnis von Aufwand und Nutzen aus den Augen zu verlieren. Wir versuchen das jeden Tag aufs Neue!
Und ihr?
Was sind eure Erfahrungen mit Social Media? Welcher Bibliothek lohnt es sich zu folgen? Welche ist aktuell eure Lieblingsplattform und warum? Schreibt uns einen Kommentar!
Marlene
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