Social-Media-Aktivitäten von Bibliotheken

Wie verbreitet sind Social Media in Bibliotheken?

Viele Bibliotheken nutzen Facebook, Instagram und Co für ihre Öffentlichkeitsarbeit. Mit steigender Tendenz. Doch wie verbreitet sind Social Media in großen und kleinen, öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken wirklich? Ein Überblick.

Fast die Hälfte der Deutschen nutzen Social Media. Und auch Bibliotheken sind im Social Web aktiv. Sie wollen Informationen teilen, mit Menschen ins Gespräch kommen und sichtbarer werden. Das tun sie mit unterschiedlichem Engagement und Erfolg.

Ich interessiere mich seit mehr als zehn Jahren dafür, was Bibliotheken in den sozialen Netzwerken machen. In meiner Masterarbeit habe ich die Social-Media-Aktivitäten deutscher Großstadtbibliotheken untersucht. Sechs Jahre sind seitdem vergangen. Eine lange Zeit, in der sich in der Social-Media-Welt viel verändert hat.

Social-Media-Nutzung in Deutschland

Christian Buggisch stellt schon seit Jahren Nutzerzahlen in Deutschland differenziert nach Plattformen zusammen. Weitere Informationen zur Social-Media-Nutzung liefert die ARD/ZDF-Onlinestudie:

Social Media Nutzung 2020, Quelle: ARD/ZDF-Online-Studie

Für mich stellt sich die Situation derzeit so dar: Der Platzhirsch Facebook ist relevant, aber zumindest in der jungen Bevölkerung auf dem absteigenden Ast. Instagram dagegen ist hipper, jünger, weiblicher und derzeit (noch) sehr beliebt. Twitter war und bleibt ein Nischenmedium, trotz der großen medialen Aufmerksamkeit. Snapchat und TikTok sind Plattformen für die Jugend. Und Clubhouse ist der neue Hype. Aber wie lange noch?

Social-Media-Trends

Darüber hinaus sehe ich plattformübergreifend folgende Trends:

  • Social Media werden mobil genutzt, teilweise gibt es sie nur als App.
  • Livestreaming ist nicht erst seit Corona angesagt.
  • Flüchtige Inhalte wie Stories entsprechen dem Wunsch vieler, keine dauerhaft sichtbaren Spuren im Netz zu hinterlassen.
  • Messenger – allen voran WhatsApp – dienen der privaten, nicht öffentlichen, Kommunikation.
  • Audioformate sind populär. Stichwort: Podcast.

Fakt ist: Die Nutzung der sozialen Medien hat sich gewandelt, deren Verbreitung ist über die Jahre größer geworden.

Das trifft auch auf die Social-Media-Aktivitäten von Bibliotheken zu. Doch wie sehen diese im Detail aus?

Social Media in öffentlichen Großstadtbibliotheken

Im Jahr 2014 war bereits eine Mehrheit der deutschen Großstadtbibliotheken im Social Web aktiv: 64 Prozent. Aber nur wenige nutzten neben Facebook auch Twitter oder YouTube. Instagram war noch völliges Neuland. Oft wurden lediglich Informationen zu Bibliotheksangeboten und Veranstaltungen geteilt. Interaktion fand selten statt. Besonders schade: Mehr als ein Drittel der Bibliotheken ließen Kommentare und Anfragen unbeantwortet. Die damaligen Best-Practice-Bibliotheken, wie Köln, Hamburg oder Krefeld, sind auch heute noch sehr aktiv.

Was hat sich in den letzten Jahren geändert? Gibt es überhaupt noch kommunale Bibliotheken in Großstädten, die nicht in sozialen Medien vertreten sind? Und welche Plattformen werden heute bevorzugt genutzt? Das wollte ich wissen und habe deshalb erneut die Social-Media-Aktivitäten deutscher Großstadtbibliotheken unter die Lupe genommen. Mit folgendem Resultat:

Im Jahr 2021 sind 89 Prozent der deutschen Großstadtbibliotheken im Social Web aktiv.

  • Facebook steht nach wie vor an erster Stelle (83 Prozent),
  • Instagram hat massiv aufgeholt (67 Prozent) und
  • Twitter wird weiterhin nur wenig genutzt (28 Prozent).

Hier seht ihr die Veränderungen zu 2014 im Detail:

Social Media Großstadtbibliotheken
Häufigkeitsverteilung der genutzten Plattformen I Quelle: eigene Erhebung

Social Media in kleinen öffentlichen Bibliotheken

Von den kleinen kommunalen Bibliotheken sind viele noch nicht im Social Web unterwegs, wie jüngst eine Befragung der Hessischen Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken zeigte. Lediglich 36 Prozent der hessischen Gemeindebibliotheken nutzen Social Media (Stand 2021).

Oft fehlt es an den nötigen personellen und teilweise auch an technischen Voraussetzungen. Oder die Gemeinde verbietet der Bibliothek den eigenen Facebook- oder Instagramkanal. Dabei “ist eine vollumfängliche Nutzung von Messenger-Diensten, Social-Media- und Netzwerkplattformen unumgänglich für eine zeitgemäße Programm- und Öffentlichkeitsarbeit.” (BIB Standpunkte #Neuland)

Von den 52 Social-Media-aktiven Bibliotheken in Hessen nutzen 45 Facebook, 29 Instagram, 11 YouTube und 6 Twitter.

Social Media in wissenschaftlichen Bibliotheken

Helena Winterhager hat die Social-Media-Aktivitäten von 44 großen wissenschaftlichen Bibliotheken untersucht.

Sie stellte fest: Für die breite Mehrheit der deutschen Universitäts-, Staats- und Landesbibliotheken gehört der Einsatz von Social Media im Jahr 2018 zum Alltag. 75 Prozent der befragten wissenschaftlichen Bibliotheken nutzen mindestens ein soziales Netzwerk für ihre Öffentlichkeitsarbeit. Allerdings waren 25 Prozent weder bei Twitter noch bei Facebook oder Instagram aktiv. Als Gründe wurden mangelnde Ressourcen, aber auch prinzipielle Skepsis gegenüber Social Media angegeben sowie auf andere Wege der digitalen Kommunikation wie Newsletter verwiesen.

Von den 34 Social-Media-aktiven Bibliotheken waren 31 auf Facebook, 27 auf Twitter und 10 auf Instagram vertreten.

Wer mehr über deren Strategien erfahren will, sollte die hervorragende Masterarbeit „Social Media in der Öffentlichkeitsarbeit großer Bibliotheken im internationalen Vergleich“ lesen.

Social Media und Bibliotheken – mein Fazit

Die meisten größeren Bibliotheken sind mittlerweile auf zumindest einer der gängigen Social-Media-Plattformen vertreten. Es zeigen sich allerdings Unterschiede in der Qualität und vor allem in der Resonanz. Die humorvollen Beiträge der Büchereien Wien sind überregional bekannt. Doch so ein Erfolg ist selten. Die Algorithmen der Plattformen machen es Bibliotheken nicht leicht, ohne bezahlte Reichweite, wahrgenommen zu werden.

Ich halte also fest: Bibliotheken sind heute viel professioneller im Umgang mit Social Media als noch vor wenigen Jahren. Von Euphorie kann jedoch keine Rede sein.

Letztendlich heißt es für Bibliotheken, die Möglichkeiten von Social Media für ihre Öffentlichkeitsarbeit bestmöglich auszuschöpfen, ohne dabei das Verhältnis von Aufwand und Nutzen aus den Augen zu verlieren. Wir versuchen das jeden Tag aufs Neue!

Und ihr?

Was sind eure Erfahrungen mit Social Media? Welcher Bibliothek lohnt es sich zu folgen? Welche ist aktuell eure Lieblingsplattform und warum?  Schreibt uns einen Kommentar!

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Marlene

Als Verantwortliche für Online-Kommunikation und digitale Medien in der Erlanger Stadtbibliothek bin ich viel im Netz unterwegs. Den analogen Ausgleich finde ich beim Wandern, Reisen und in der Literatur. #Bettleserin #Couchsurferin #Wikipedianerin

4 Kommentare zu „Social-Media-Aktivitäten von Bibliotheken“

  1. Wir sind als Bibliothek Sarntal, eine kleine Bibliothek im Dorf mit 4 Leihstellen. Sind seit 2 Wochen auf Instagram und verfolge selbst einige Bibliotheken von Südtirol sowie die Stadtbibliothek Graz. Es ist sehr interessant zu sehen was andere Bibliotheken posten und so machen. Welche Ziele sie verfolgen und welche Schwerpunkte sie haben.

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