Unterschiedliche Medien und Angebote werden auf dem E-Piano präsentiert

Praktikum in der Bibliothek: Nicht nur für zukünftige Bibliotheksmitarbeiter*innen

Hier erfahrt ihr, was eine angehende Grundschullehrerin in ihrem Bibliothekspraktikum erfahren hat.

In einem Praktikum an der Stadtbibliothek Erlangen können nicht nur Sachen über die Bibliothek selbst gelernt, sondern auch Wissen und Vorgehen in andere Bereiche (z.B. Schulbibliotheken) übernommen werden.

Mein Name ist Felicia Neuber. Ich studiere an der Julius-Maximilian-Universität in Würzburg Lehramt für die Grundschule. Im Rahmen eines Betriebspraktikum sollen wir die Berufswelt außerhalb der Schule in den Bereichen Produktion, Weiterverarbeitung, Handel, Verwaltung oder Dienstleistung kennenlernen.

Da ich mein Betriebspraktikum sinnvoll mit meinem zukünftigen Beruf verbinden wollte und in meinen Schulpraktika mehrere Schulen von einer Klassenbibliothek zu einer Schulbibliothek wechselten, dachte ich, dass eine Einführung ins Bibliothekswesen sinnvoll wäre. Somit tauchte ich vier Wochen in die Arbeit der Stadtbibliothek Erlangen ein.

Wie unterscheiden sich Klassenbibliotheken von Schulbibliotheken?

Klassenbibliotheken sind meist sehr klein, da sie nur aus einem Regal oder sogar nur aus einem Regalboden im Klassenzimmer bestehen. Durch ihre geringe Größe besitzen sie auch nur eine geringe Auswahl. Serien oder Reihen sind daher gar nicht oder nur gestückelt vorhanden. Interessengebiete zum Beispiel bei Sachbüchern können nicht ausreichend gedeckt werden. Gleichzeitig bietet die kleine Auswahl die Möglichkeit, relativ einfach die Übersicht zu bewahren und den Bestand zu pflegen sowie zu ordnen.

Schulbibliotheken beanspruchen meist einen ganzen Raum für sich. Sie sind um einiges größer und haben auch eine breitere Auswahl. Bei ihnen sind Serien und Reihen vollständiger und sie haben ein umfangreicheres Angebot, was die Interessen betrifft. Durch ihre Größe und ihre Verlagerung außerhalb des Klassenzimmers benötigen sie ein funktionsfähiges Ausleihsystem und feste bzw. angekündigte Öffnungszeiten. Auch die Pflege des Bestands wird komplizierter, da die Bücher in mehreren Regalen und sortiert nach ihren Bereichen stehen sollten. So können besonders, wenn gerade Klassenbibliotheken zusammengelegt werden, Bücher doppelt vorkommen und benötigen unterscheidbare Kennzeichnungen. Durch den ständigen Wechsel des verfügbaren Bestands, ist es nicht weiter möglich, dass jede Lehrkraft ihr “eigenes Süppchen kocht”. Es muss jemand für die Schulbibliothek verantwortlich sein, der sich auch außerhalb der Öffnungszeiten um die Bücher kümmert.

Was kann für eine Schulbibliothek übernommen werden?

Bei einer Schulbibliothek sollte, wie auch bei einer Öffentlichen Bibliothek oder einer Uni-Bibliothek, bewusst sein, dass sie sich an den Besucher*innen – konkret an den Schüler*innen – orientiert. Dies bezieht sich sowohl auf die auszuleihenden Medien, als auch auf die Öffnungszeiten. So verleiht eine Uni-Bibliothek eher selten CDs, Filme oder Kinderbuch-Reihen, da sie hauptsächlich einen Bestand aus wissenschaftlichen und lehrenden Medien besitzt. Anders als eine Schulbibliothek: hier sollten die Medien entsprechend der Zielgruppe zur Verfügung stehen. Diese sollten nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch unterhalten. In einer Grundschulbibliothek sind also Serien, wie Bibi Blocksberg oder Benjamin Blümchen und nicht ein Fachbuch der Quantenphysik gefragt.

In die Stadtbibliothek sollen alle Menschen, unabhängig von Alter, ihrer Herkunft oder ihres Können etwas finden. Da die meisten Erwachsenen berufstätig sind, Kinder in den Kindergarten oder die Schule müssen, macht es für die Bibliothek wenig Sinn, nur vormittags zu öffnen. Dafür sollte sie gegen Abend und auch am Samstag geöffnet haben, damit möglichst viele Leute vorbeikommen können. Die Stadtbibliothek Erlangen setzt das um, indem sie Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10:00 Uhr bis 18:30 Uhr und am Samstag von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr geöffnet hat. Eine Schulbibliothek ist dagegen nur für die Schulkinder geöffnet, Öffnungszeiten am Abend oder am Wochenende machen weniger Sinn. Da die Schüler*innen aber nicht nur kurz vor knapp um 8:00 Uhr in der Schule erscheinen, kann es für eine Schulbibliothek interessant sein, bereits vor dem Unterricht zu öffnen.

Bei der Systematik der Medien kann sich eine Schulbibliothek eher an der Ordnung einer Kinder- und Jugendbibliothek orientieren, als an einer Erwachsenenbibliothek. So sollten nicht nur Bücher von CDs, Filmen und Sachmedien von Unterhaltungsmedien unterschieden werden. Auch eine Differenzierung innerhalb des Lesestufe macht in einer Schulbibliothek Sinn.

Bei der Ausleihe sollte dokumentiert werden, welches Kind welches Medium ausleiht. Um den Überblick der ausgeliehenen, verfügbaren und vorbestellten Medien zu bewahren, gibt es verschiedene Systeme. Die Stadtbibliothek Erlangen nutzt hierfür das Programm BIBLIOTHECAplus. Eine Empfehlung für kleinere Bibliotheken oder Schulbüchereien wäre BIBLIOTHECAnext oder LMS Cloud.

Was kann für Schulen noch wichtig sein?

Interessant für Schulen können die anderen Angebote der Bibliothek sein. Die meisten Büchereien bieten Führungen, Rallyes oder Schatzsuchen an, um die Bibliothek näher kennenzulernen. Sie bieten Vorträge und Übungsmaterial für die weiterführenden Schulen zu Themen wie Cybersicherheit, Quellenrecherche o.ä. an. Auch Materialien zu bestimmten Bereichen, wie die Regenbogenrucksäcke zum Thema Diversität oder Ozobots und Bluebots für die Informatische Bildung, können in der Erlanger Stadtbibliothek ausgeliehen werden. Zudem gibt es verschiedene digitale Angebote, die auch von den Schulen genutzt werden. Die Stadtbibliothek Erlangen bietet beispielsweise die Möglichkeit, Naxos, als große Datenbank über klassische Musik und Jazz-Musik, mit zu nutzen. Bereits die Existenz der Musikbibliothek ist etwas Besonderes, da es diese bei den Öffentlichen Bibliotheken nur neun Mal in Bayern gibt.

Was kann ansonsten aus dem Praktikum mitgenommen werden?

Als Öffentliche Bibliothek mit einem Bildungsauftrag, bietet die Erlanger Stadtbibliothek nicht nur eine Vielzahl an Büchern, CDs, Filmen und andere Medien in analoger und digitaler Form, vor Ort und auch unterwegs im Stadtgebiet an. Die Stadtbibliothek plant auch Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen mit den verschiedensten Zielgruppen. Der Vorlesespaß für die Kleinsten in Deutsch, Englisch und Ukrainisch, der Lesekreis für Erwachsene, die Concertino-Vorstellungen für Musikliebhaber*innen oder Informationsveranstaltungen, wie Ende April zum Thema Internetkriminalität. Für jede*n ist etwas dabei.

Die Veranstaltungen müssen natürlich auch geplant und an die Öffentlichkeit herangetragen werden. Dafür gibt es in der Bibliothek feste Abläufe, die man im Rahmen des Praktikums kennenlernen kann. Wichtig dabei ist auch die Aufteilung der Arbeit: Größere Aufgaben sollten auf mehrere Schultern verteilt werden. Dabei ist eine klare Kommunikation sehr wichtig.

Ich bedanke mich herzlich bei der Stadtbibliothek Erlangen, dass ich mein Praktikum hier machen konnte und kann dieses an Interessierte nur weiterempfehlen.

Felicia Neuber

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