Die Literatin und Philosophin Thea Dorn hat einen Postkarten-Briefroman geschrieben, in dem die Corona-Pandemie eine entscheidende Rolle spielt.
Wovon handelt „Trost“?
Protagonistin dieses Briefromans ist Johanna, eine knapp 50-jährige Journalistin. Ihre Mutter, mit 84 Jahren immer noch Betreiberin einer Künstleragentur, war, trotz aller Warnungen, zu Beginn der Pandemie nach Italien gereist. Sie hatte sich dort infiziert, landete letztlich auf der Intensivstation und ist dort, wie so viele, einsam gestorben, ohne dass die Tochter sie nochmal sehen konnte.
In dieser schwierigen Zeit erhält Johanna eine Postkarte mit der Frage, wie es ihr gehe von ihrem ehemaligen Philosophieprofessor Max, der zurückgezogen auf einer griechischen Insel lebt.
Dies ist der Anfang einer langen Korrespondenz, in der Johanna sich ihren Frust von der Seele schreibt, ihre Wut über den Leichtsinn ihrer Mutter, ihre Verzweiflung über die Unmenschlichkeit der pandemiebedingten Einschränkungen, die ihr einen würdevollen Abschied unmöglich machen. Max antwortet jeweils nur, indem er auf Kunstpostkarten kurze Fragen aufwirft, während Johanna in seitenlangen Briefen die aktuelle Situation reflektiert. Sie schreibt über ihre Trauer, philosophiert über die Frage, ob und wie man in diesen trostlosen Zeiten Trost finden kann, über den Umgang der Gesellschaft mit der Pandemie und ob es Sinn macht, aus Angst vor dem Tod auf das Leben zu verzichten.
Mein Fazit
Das Buch spiegelt die Situation während der ersten Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 wieder, ist aber, angesichts der momentanen Entwicklungen immer noch aktuell. Wenn man dazu bereit ist, sich darauf einzulassen, kann man hier – unabhängig davon welche Position man selbst bezieht – verschiedene Sichtweisen auf die ganze Problematik kennenlernen, z. B. von Menschen, die tatsächlich unter diesen Umständen jemanden verloren haben oder – so wie praktisch die gesamte Kulturbranche und viele andere – in ihrer Existenz bedroht sind.
Gerade in diesen Zeiten eine lohnende Lektüre!
Und jetzt lesen:
Thea Dorn: Trost / Penguin, 2021 – 169 Seiten
Sabine
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