In der Stabi gibt es nicht nur tolle Bücher, Comics und Zeitschriften, sondern auch viele CDs in der Musikbibliothek. Eine davon möchte ich euch heute ans Herz legen: Die Broadway-Aufnahme von “Dear Evan Hansen”.
Inhaltswarnung: Suizid, Angststörung
Darum geht’s
„Dear Evan Hansen“ ist ein einfühlsames, emotionales Musical über den Schüler Evan Hansen, der an einer Angststörung leidet. Im Rahmen seiner Therapie schreibt er jeden Tag einen Brief an sich selbst, beginnend mit „Dear Evan Hansen“. Als sein Mitschüler Connor sich das Leben nimmt, wird einer von Evans Briefen bei ihm gefunden. Daraufhin denkt seine Familie, dass Evan Connors bester Freund war und Connor deshalb seinen Abschiedsbrief an Evan adressiert hat. Es gelingt Evan nicht, das Missverständnis sofort aufzuklären und so richtig möchte er das auch nicht, denn Connors Eltern suchen verzweifelt nach jemanden, der ihnen mehr über ihren Sohn sagen kann. Sie nehmen Evan herzlich auf und Evan erfindet Geschichten über seine und Connors Freundschaft. Er erzählt ihnen das, wovon er denkt, dass sie es hören wollen. Außerdem kommt er so Connors Schwester näher, in die er schon lange heimlich verliebt ist. Schließlich gründet er sogar eine Bewegung zu Connors Gedenken. Er schafft es, aus sich herauszugehen und hat auf einmal Freunde und das Gefühl, seine Schüchternheit und seine Ängste ablegen zu können. Aus einer kleinen Lüge wird ein riesiges Lügengebäude. Aber wie lange kann das halten? Irgendwann muss Evan sich der Wahrheit stellen und den daraus folgenden Konsequenzen.
Ein etwas anderes Musical
„Dear Evan Hansen“ ist ein Stück, das nicht durch eine pompöse Aufmachung oder bombastische Orchesterklänge überzeugt, sondern durch die Konzentration auf die Figuren und auf ein sehr relevantes Thema: Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen. Es zeigt den Kampf eines jungen Menschen mit seiner Krankheit und welche Folgen diese für sein Leben hat. Dabei hält es gleichzeitig die Balance zwischen der Leichtigkeit einer coming-of-age-Geschichte und der Schwere des behandelten Themas und hat am Ende vor allem eine positive Botschaft: Du bist nicht allein.
Even when the dark comes crashing through,
when you need a friend to carry you,
and when you’re broken on the ground,
you will be found.
Der Stil
Der Musikstil ist modern und geht in Richtung Popmusik, passend zu den jungen Protagonist*innen. Evan-Darsteller Ben Platt hat für seine Leistung völlig zu recht einen Tony-Award als bester Hauptdarsteller gewonnen. Er schafft es, Evans Unsicherheit und seine Verzweiflung angesichts seines zerfallenden Lügengebildes überzeugend rüberzubringen. Die Komponisten, Benj Pasek und Justin Paul, sind keine Unbekannten, aus ihrer Feder stammen bekannte Stücke wie „The greatest showman“, „La la Land“ oder der Soundtrack zur Realverfilmung von Aladdin. Der Titelsong „You will be found“ ist mehr als ein Ohrwurm, er ist eine tröstende, Mut machende Botschaft an alle, die sich schon einmal wie Evan gefühlt haben: Allein, verzweifelt, hilflos.
No one deserves to be forgotten.
No one deserves to fade away.
No one should flicker out or have any doubt
that it matters that they are here.
Inzwischen ist auch eine Romanadaption dazu erschienen, die die Stimmung des Stücks wunderbar einfängt und die CD um den Kontext ergänzt, da einiges auch zwischen den Songs erzählt wird. Ich kann beides nur empfehlen!
Das Musical wird außerdem verfilmt, mit Original-Evan-Darsteller Ben Platt in der Hauptrolle:
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Julia
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