Es ist eine Weile her, dass mich ein Buch so gefesselt hat wie Laini Taylors Fantasy-Duologie „Strange the Dreamer“. Sie erschafft eine magische Welt, in der Gött*innen mit blauer Haut in einer Stadt leben, deren Name gestohlen wurde. Und mittendrin befindet sich ein junger Mann, der in eine Welt stolpert, die so viel atemberaubender ist, als er es sich in seinen Träumen hätte ausmalen können.
Strange, der Träumer
Lazlo Strange ist Bibliothekar und besessen davon, alles über die sagenumwobene Stadt Weep zu lernen. Eine Stadt, von der es seit Jahrhunderten kein Lebenszeichen gab und zu der niemand den Weg kennt. Er wird deshalb als „Strange the Dreamer“ verspottet. Bis eines Tages eine Delegation aus eben dieser vergessenen Stadt erscheint, angeführt vom „Götterschlächter“. Er sammelt eine Gruppe Abenteurer, die mit ihm nach Weep kommen, um ein mysteriöses Problem zu lösen. Unter ihnen befindet sich Lazlo, der sein Glück kaum fassen kann.
Einst wurde Weep von grausamen Gött*innen beherrscht, bis der Götterschlächter eine Rebellion gegen sie anführte und sie tötete. Er ermordete auch ihre Kinder, um die Bedrohung ein für alle Mal zu beseitigen. Seitdem lebt die Stadt im Schatten der schwebenden Zitadelle, die das Zuhause der Götter war – nicht ahnend, dass fünf der Kinder überlebt haben und dort oben wohnen. Eine von ihnen ist Sarai, deren Gabe es ist, Menschen in ihren Träumen zu besuchen. Sie kann die Träume beeinflussen, aber niemand kann sie sehen oder mit ihr reden. Jahrelang säht sie als „Muse of Nightmares“ Angst in den Köpfen der Menschen. Bis sie Lazlos Traum betritt und etwas Außergewöhnliches passiert: Er kann sie sehen. Gemeinsam finden die beiden heraus, dass die Vergangenheit von Weep komplizierter ist, als sie beide dachten. Und dass Gut und Böse vielleicht gar nicht so leicht zu bestimmen sind. Aber wenn Lazlos Freund*innen erfahren, dass noch Kinder der Götter am Leben sind, werden sie alles daran setzen, sie zu töten…
Rundum magisch
Der Schreibstil von Laini Taylor ist wirklich etwas ganz Besonderes. Er ist voller wunderschöner Metaphern und Bilder, ohne dabei zu überladen zu wirken. Auch der Weltenbau ist unglaublich originell und erwacht durch die wunderschönen Beschreibungen zum Leben. Und immer wenn ich dachte, ich könnte mir den weiteren Verlauf der Handlung denken, gab es eine neue Enthüllung oder einen Plottwist, die der Welt noch mehr Tiefe verleihen. Auch die Figuren sind unglaublich vielschichtig. Es gibt keine schwarz-weiße Einteilung in Gut und Böse. Es gibt Charaktere, deren Taten man auf keinen Fall gutheißen kann, deren Motivation aber so gut nachvollziehbar ist, dass man sie nicht hassen kann. Mittendrin befinden sich Lazlo und Sarai, zwei sympathische Hauptfiguren, die sich gemeinsam gegen den Hass stellen, der ihr Leben geprägt hat.
Wer gerne Fantasy liest, sollte sich diese Reihe nicht entgehen lassen!
Die wunderschöne Illustration von Sarai auf dem Header ist von der großartigen Alexandra Curte.
Und jetzt lesen
Laini Taylor: Strange the Dreamer / Bastei Lübbe, 2019. – 352 Seiten
Zwei Anmerkungen zur deutschen Ausgabe: Die beiden Bände wurden im Deutschen nochmal geteilt, sodass aus der Duologie 4 Bände wurden. Der zu Band 1 neu hinzugefügte Untertitel „Der Junge, der träumte“ ist etwas irreführend. Er hat bei mir den ersten Eindruck erweckt, dass die Zielgruppe Jugendliche um die 12-14 Jahre sind. Der Protagonist ist aber keine Junge, sondern ein zwanzigjähriger junger Mann und die Themen des Buches sind vielschichtig und stellenweise düster, sodass es definitiv auch erwachsene Leser*innen eine spannende Lektüre ist.
(Kennt ihr diese nervigen Leute, die immer die englische Originalausgabe von Büchern lesen und sagen, dass sie besser ist? Das bin ich.😉)
Julia
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