Was sagt man dazu? Eine Schriftstellerin schult zur Fußpflegerin um – und schreibt ein Buch über die Erlebnisse mit den Besitzer*innen ihrer zu pflegenden Füße. Klingt ungewöhnlich, ist es auch. Lest hier:
Wie kam es zu dem Buch?
Ich kenne und mag Katja Oskamp als Schriftstellerin. Nun schulte sie zur Fußpflegerin um und hat mit „Marzahn, mon amour – Geschichten einer Fußpflegerin“ darüber ein Buch geschrieben. Das hat mich neugierig gemacht, also schnappte ich mir das Buch und ließ mich überraschen. Laut Klappentext ist die Autorin „Mitte vierzig, als ihr das Leben fad wird. Das Kind ist aus dem Haus, der Mann ist krank, die Schriftstellerei, der sie sich bis dahin gewidmet hat: ein Feld der Enttäuschungen.“ Eine Bekannte bringt sie auf die Idee mit der Umschulung und bei eben dieser Bekannten fängt sie in Berlin-Marzahn in ihrem neuen Beruf an zu arbeiten.
Worum geht es?
Die Autorin schreibt auf, was sie an ihrem Arbeitsplatz hört. Es sind die Geschichten von Menschen, die teils seit dem Bau des Stadtteils dort leben und eine Menge erzählen können: vom Ende der DDR, den Umbrüchen nach der Wende und dem Sich-Einrichten in der Gegenwart. Die Rentnerin, der Ex-Funktionär, die jugendlichen Töchter von Schriftsteller-Freundinnen – sie alle kommen zu Wort.
Warum ich das Buch empfehle?
Katja Oskamp erzählt die Geschichten ihrer Protagonisten sehr respektvoll und zugleich mit viel Witz und großer Empathie. Ich muss lachen und mir ist gleichzeitig ganz melancholisch zumute. Der*Die Lesende erfährt so einiges über einen Stadtteil, der gar nicht so trist und seelenlos zu sein scheint, wie sein ihm vorauseilender Ruf. Es ist ein Buch, das berührt und deshalb sehr zu empfehlen ist!
Und jetzt lesen oder hören:
Katja Oskamp: Marzahn, mon amour – Geschichten einer Fußpflegerin / Hanser, 2019. – 142 Seiten
Susann
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