Ich hatte schon länger keinen so heftigen book-hangover mehr wie nach Legendborn. Ein book-hangover („Buch-Kater“) ist der Zustand, wenn man ein Buch beendet hat, das so großartig war, dass man erstmal kein Neues anfangen möchte.
Legendborn
Nachdem Brees Mutter bei einem Unfall gestorben ist, zieht sie mit ihrer Freundin in ein Internat, das Teil eines Early-College-Programms ist. Dort hofft sie, in einen Neuanfang zu bekommen und die Trauer um ihre Mutter verarbeiten zu können. Als sie in der ersten Nacht den Angriff eines Monsters auf einen Schüler sieht – und einen Magier, der ihn abwehrt – zweifelt sie an ihren Sinnen. Bis es wieder passiert: diesmal wird sie von einem Höllenhund angegriffen und ihr frisch zugeteilter Tutor Nick rettet sie davor. Er bringt sie in das Quartier eines Geheimbundes: Den Rittern der Tafelrunde. Als Bree klar wird, dass der Orden etwas mit dem Tod ihrer Mutter zu tun haben könnte, erschleicht sie sich die Teilnahme an einem Turnier von Pagen, die darum wetteifern, als Knappen für die Nachfahren von Artus und seinen Rittern ausgewählt zu werden. Bree muss sich nicht nur den Gefahren einer Welt voller Magie und dem alltäglichen Rassismus stellen, sondern auch den Geheimnissen ihrer Mutter. Nach und nach erfährt sie mehr über das Erbe ihrer Familie und muss schließlich alles infrage stellen, was sie zu wissen glaubte.
Frischer Wind für Urban Fantasy
Auf den ersten Blick klingt die Geschichte nicht besonders außergewöhnlich. Young-adult-Bücher, in denen Geheimorganisationen die Welt vor magischen Bedrohungen schützen, erfreuen sich seit Cassandra Clares „Chroniken der Unterwelt“ großer Beliebtheit. Und meistens erinnern sie mich sehr an ebendiese Reihe. „Legendborn“ hingegen greift auf die Mythologie um König Artus, Merlin und die Ritter der Tafelrunde zurück und bringt damit ein wenig frischen Wind in das Genre. Der Weltenbau ist wirklich einzigartig, sodass ich endlich einmal das Gefühl hatte, nicht nur einen Abklatsch der „Chroniken der Unterwelt“ zu lesen. Nicht zuletzt spielt die Geschichte Schwarzer Menschen in den USA eine wichtige Rolle, was ich so auch noch nicht in einem Jugend-Fantasy-Roman gesehen habe.
Magie und Rassismus
„Legendborn“ hat eine Schwarze Protagonistin und das spiegelt sich in vielen ihrer Erfahrungen wider. Es ist kein Roman, der sich ausschließlich um Rassismus dreht, aber er hat mir eindrücklich gezeigt, dass die Geschichte einer BIPoC-Figur nicht erzählt werden kann, ohne auf Rassismus einzugehen. Weil er einfach alltäglich ist und überall wie kleine Nadelstiche auf Bree einprasselt. Ich habe einiges gelernt über vermeintlich selbstverständliche Situationen, in denen ich als weiße Person mir meiner Hautfarbe niemals bewusst wäre. Dieses Privileg haben BIPoC selten. Und je mehr Bücher von und mit Schwarzen Menschen es gibt, desto leichter wird es hoffentlich werden, die alltägliche Dimension von Rassismus zu verstehen und zu bekämpfen. Es muss nicht immer ein Sachbuch sein, manchmal reicht dafür eben auch ein mitreißender Fantasy-Roman.
Rundum perfekt
Dieses Buch hat einfach alles, was ich mir von young-adult-Fantasy wünsche: eine mutige Protagonistin, eine neue Art von Urban Fantasy und einen wunderbar flüssigen Schreibstil. Der Cast besteht aus einer guten Mischung sympathischer, geheimnisvoller und verabscheuungswürdiger Figuren, bei denen nicht alle das sind, was sie zu sein scheinen. Wer das enemies-to-lovers-Trope mag, kommt auf jeden Fall auf seine Kosten. 😉 Das i-Tüpfelchen für mich sind die casual queerness (das selbstverständliche Auftauchen von queeren Figuren) und das traumhafte (englische) Cover. Dass die deutsche Ausgabe ein etwas unoriginelles Cover hat, finde ich ziemlich schade.
Im Herbst erscheint bereits der zweite Band “Bloodmarked” auf Englisch, da werde ich Band 1 direkt nochmal lesen. Die Vorfreude steigt! 🙂
Worauf wartet ihr noch? Taucht ab in eine Welt voller Magie und Geheimnisse!
Julia
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