Wovon handelt „Einfach leben“ von Herman Koch?
Tom ist ein erfolgreicher Sachbuchautor, auch sein neuester Ratgeber „Einfach leben“ hat es wieder in die Bestsellerlisten geschafft. Er ist glücklich verheiratet, hat zwei bereits erwachsene Söhne und ist felsenfest davon überzeugt, das Leben im Griff zu haben. Eines Tages wendet sich seine Schwiegertochter an ihn und bittet ihn verzweifelt um Hilfe, weil ihr Mann Stefan – also sein Sohn – sie wiederholt geschlagen hat. Obwohl er – ist er doch ein anerkannter Lebenshilfe-Experte – ihr verspricht, sich des Problems anzunehmen und mit seinem Sohn zu reden, stellt sich heraus, dass er, entgegen seiner Selbstwahrnehmung, komplett unfähig ist, mit realen Unannehmlichkeiten umzugehen. Erst einmal behält er alles für sich, kann sich eigentlich nicht vorstellen, dass sein geliebter Stefan zu so etwas fähig ist, sucht insgeheim die Schuld bei seiner ungeliebten Schwiegertochter und bietet ihr Gespräche an. Eine Unterredung mit seinem Lieblingssohn, wo er ihn mit seinem Fehlverhalten konfrontieren müsste, schiebt er so lange vor sich her, bis es dafür zu spät ist.
Mein Fazit:
Dem niederländischen Autor ist hier eine herrlich witzige und bitterböse Satire auf die allgegenwärtige Flut von mehr oder weniger banalen Ratgeberbüchern gelungen. Zugleich ist das Büchlein ein amüsantes Lehrstück in Sachen Selbstüberschätzung und allzu unkritischer Elternliebe. Manchmal ist leben halt doch nicht so einfach.
Und jetzt lesen:
Herman Koch: Einfach leben / Kiepenheuer & Witsch, 2019 – 102 Seiten
Sabine
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