Der Erlanger Peter Smolka reiste viereinhalb Jahre mit dem Fahrrad um die Welt. In seinem Buch “Rad ab 2” hat er seine Erlebnisse niedergeschrieben und in der Stadtbibliothek Erlangen vorgestellt. In einem Interview habe ich ihn dazu befragt.
Peter, was gefällt dir daran, über Jahre hinweg mit dem Rad unterwegs zu sein?
Es ist gut, ab und zu wieder Abstand von zu Hause und von Deutschland zu gewinnen. Nicht nur mit einem mehrwöchigen Urlaub, sondern auf einer wirklich langen Reise durch ganz fremde Kulturen. Das hilft sehr, aus der Betriebsblindheit herauszukommen, die immer droht, wenn man zu lange daheim in derselben Umgebung ist.
Für mich ist das Fahrrad für eine solche Reise am besten geeignet, weil man durch das langsame Tempo viel Kontakt zu Menschen und Natur hat. Andererseits ist man auf dem Rad auch schnell genug, um monotone Abschnitte wie Wüsten und Steppen einigermaßen zügig durchqueren zu können. Deshalb habe ich mich für meine Reisen immer wieder in den Sattel geschwungen.
Wie ist dein Buch „Rad ab 2“ entstanden? Hast du schon unterwegs daran geschrieben?
Ja, zum Glück habe ich während der viereinhalb Jahre die Disziplin bewahrt und alle Erlebnisse immer gleich notiert. Hätte ich das nicht getan, wären die vielen interessanten Details verlorengegangen. Für meine Freunde habe ich während der Reise auf meiner Homepage www.tour-de-friends.de regelmäßig Berichte geschrieben, die ich dann – das war immer noch ziemlich viel Arbeit – zu diesem Buch zusammengefasst habe.
Mit dem Reise Know-How Verlag arbeite ich schon seit über 20 Jahren zusammen. Es begann mit Beiträgen als Co-Autor für den “Fahrrad-Weltführer”. 2005 erschien dann auch das Buch über meine erste Weltumradlung in diesem Verlag – “Rad ab!”
Gibt es etwas besonders Eindrückliches, das du durch deine Bücher erlebt hast?
Besonders schön fand ich bei den Rückmeldungen, dass viele Leser wirklich neidlos auf die Bücher reagiert haben. Häufig war der Tenor ihres Feedbacks: Was du gemacht hast, hätte ich auch gern getan. Aber ich konnte nicht, weil … ich Familie habe … ich den Job nicht aufgeben wollte … ich mich nicht getraut habe. Diese selben Leser haben geschrieben, dass jetzt ich an ihrer Stelle durch die Welt gefahren bin und sie die Welt durch meine Berichte erleben durften. Solche Rückmeldungen berühren mich. Sie zeigen auch, dass ich die Reise nicht nur für mich mache.
Was ist schöner: das Losfahren oder das Zurückkommen?
Ganz klar das Losfahren. Dann liegt ja alles noch vor einem. Darauf hat man bei einer 88.000-Kilometer-Tour jahrelang hingearbeitet. Die Zeit direkt vor dem Aufbruch bringt viel Stress mit sich durch die letzten Vorbereitungen. Wenn es dann aber endlich losgeht, ist das eine Befreiung. Dann beginnt das ersehnte Leben auf der Straße.
Heimweh kenne ich nicht, obwohl ich gern in Erlangen lebe. Aber unterwegs ist alles spannend: die Natur, die Begegnung mit den fremden Menschen und Kulturen.
Vor dem Zurückkommen habe ich dann nach mehreren Jahren sogar eher Angst. Werde ich mich wieder einfinden? Kann ich mich an die Hektik gewöhnen? Bekomme ich wieder einen Job?
Und dann ist da nach Jahren auf der Straße auch die Wehmut. Zurückzukommen ist, wie wenn ein toller Film zu Ende ist.
Schaut hier:
Und jetzt lesen:
Rad ab 2 : zum zweiten Mal mit dem Rad um die Welt ; vier Jahre, 68 Länder und 88.000 Kilometer / Peter Smolka. – München : Reise Know-How Verl., 2019. – 403 S.
Veronika und Jonas Börnicke aus Erlangen radelten ebenfalls um die Welt. Lest mal rein: Von Neuseeland nach Deutschland mit dem Fahrrad.
Susann
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