Am 28. November 2024 fand in der Stadtbibliothek Erlangen eine eindrucksvolle Lesung mit der Journalistin, Politikwissenschaftlerin und Autorin Gilda Sahebi statt. Sie bot Einblicke in die mutigen Proteste iranischer Frauen für Freiheit und Gerechtigkeit. Ein Veranstaltungsrückblick von Réka Lörincz, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Erlangen.
Im Rahmen des Programms zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25. November) präsentierte Gilda Sahebi Auszüge aus ihrem Buch „Unser Schwert ist Liebe – Die Feministische Revolte im Iran“.
Begrüßung und Einleitung
Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Erlangen organisiert. Dr. Adrian La Salvia, Leiter der Stadtbibliothek begrüßte die Anwesenden und übergab das Wort an Dr. Nora Hahn-Hobeck, eine der neuen Gleichstellungsbeauftragten, zur Eröffnung der Veranstaltung. Sie betonte, wie wichtig es sei, über Gewalt gegen Frauen zu sprechen – sowohl auf lokaler als auch globaler Ebene. Ein aktueller Lagebericht der Bundesregierung zu geschlechtsspezifischen Straftaten unterstrich die Dringlichkeit: Allein 2023 fielen 360 Frauen einem Femizid zum Opfer – fast täglich eine Frau.
Die Lesung wurde durch Réka Lörincz, die andere Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, moderiert. Sie verband dieses bedrückende Thema mit einer internationalen Perspektive und richtete den Fokus auf die feministische Revolution im Iran.

Gilda Sahebi: Stimme der Freiheit
Gilda Sahebi, im Iran geboren und in Deutschland aufgewachsen, ist eine Stimme, die international für Menschenrechte und Frauenrechte einsteht. Ihre Arbeit als Journalistin, unter anderem für die „taz“, den „Spiegel“ und die ARD, hat sie zu einer wichtigen Chronistin der feministisch geprägten Proteste gemacht. In ihrem Buch beschreibt sie die Dynamik des Widerstands im Iran – eine Bewegung, die von Mut, Solidarität und dem unermüdlichen Kampf für Freiheit geprägt ist. „Was im Iran geschieht, ist feministische Weltgeschichte“, sagt Sahebi.
Seit zwei Jahren, seit dem Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini in der Gefangenschaft der iranischen Revolutionsgarden, gehen landesweit tausende Iraner*innen auf die Straße, leisten Widerstand im Alltag und kämpfen für Demokratie und Freiheit. Die Menschenrechtslage im Iran ist nach wie vor höchst problematisch: Ethnische, religiöse und gesellschaftliche Minderheiten werden systematisch unterdrückt und diskriminiert. Einfache Meinungsäußerungen oder die Teilnahme an Demonstrationen können massive Verfolgung und Tod bedeuten. Insbesondere die Rechte von Frauen werden gesetzlich massiv beschnitten. Vor Gericht gibt es keine rechtsstaatlichen Verfahren. Oft werden in Schnellverfahren Geständnisse unter Folter erzwungen und sexualisierte Gewalt findet Berichten zufolge in iranischen Gefängnissen regelmäßig statt. Hinrichtungen sind an der Tagesordnung und werden als Werkzeug der Einschüchterung und Unterdrückung eingesetzt. Trotz aller Behauptungen des neuen Präsidenten, der seine Propaganda durch seinen enormen Medienapparat im Westen zu verbreiten versucht, hat sich daran kein bisschen geändert. Die Zahlen sprechen für sich: Bis August 2024 gab es 400 Hinrichtungen und mindestens 600 politische Gefangene im Iran.
Doch nicht nur im Iran sind Frauen verstärkt Gewalt ausgesetzt. Die anhaltenden Konflikte im sogenannten Nahen Osten schaffen eine bedrohliche und gewaltvolle Situation – nicht nur, aber insbesondere – für Frauen.
Die Lesung beleuchtete diese Themen und zeigte gleichzeitig, dass Solidarität ein zentraler Bestandteil des Widerstands ist. Gemeinsam kämpfen Menschen für Frauen, Leben und Freiheit.
Thematische Schwerpunkte der Lesung
Die Lesung gliederte sich in mehrere Themenblöcke, die Gilda Sahebi durch ausgewählte Buchpassagen und ergänzende Erläuterungen vertiefte:
- Die feministische Revolution im Iran: Sahebi erklärte, wie unterschiedliche Generationen von Frauen den Widerstand im Iran geprägt haben. Sie betonte, dass Mut und Solidarität die Leitprinzipien der Bewegung sind. Eine zentrale Frage war, was andere Frauenbewegungen weltweit von den iranischen Aktivistinnen lernen können.
- Der weibliche Körper als Kriegswaffe: Der Einsatz von sexualisierter Gewalt als Unterdrückungsinstrument war ein weiterer bedrückender Schwerpunkt. Sahebi stellte dar, wie Kleidung im Iran – insbesondere das Kopftuch – sowohl als Symbol der Unterdrückung als auch des Widerstands wahrgenommen wird.
- Die Rolle der Journalistinnen und des Internets: Zwei iranische Journalistinnen, Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi, spielten eine Schlüsselrolle bei der Aufdeckung des Falls von Jina Mahsa Amini. Sahebi hob hervor, wie wichtig die Berichterstattung und die Nutzung sozialer Medien für die Protestbewegung sind, trotz der strikten Zensur durch das iranische Regime. Zum Abschluss stellte sich die Frage, wie Menschen in Deutschland und Europa die iranische Frauenbewegung unterstützen können, ohne bevormundend zu wirken. Gilda Sahebi zeigte sich optimistisch, dass die Revolution nicht mehr aufzuhalten sei. Ihre Lesung inspirierte die Zuhörerinnen, sich mit dem Thema zu befassen und eigene Beiträge zur globalen Solidarität zu leisten.
Musikalischer Rahmen und Abschluss
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die musikalische Umrahmung: Zum Einstieg ertönte das titelgebende Lied des Buches „Unser Schwert ist Liebe“ von Toomaj Salehi. „Das ist ein Schlachtfeld. Unser Schwert ist Liebe.“ – So rappt Salehi und gibt damit den Sound der Revolution im Iran wieder.
Das emotionale Ende der Lesung läutete das Protestlied „Baraye“ von Shervin Hajipour ein, das aus Tweets von Protestierenden zusammengesetzt wurde.
Die Lesung mit Gilda Sahebi war mehr als nur eine literarische Veranstaltung – sie war ein bewegender Appell für Gerechtigkeit und Menschenrechte. Die feministische Revolte im Iran ist nicht nur eine regionale Bewegung, sondern ein Signal an die Welt, dass Mut und Zusammenhalt Veränderung bewirken können.
Die Gleichstellungsstelle der Stadt Erlangen und die Stadtbibliothek danken an der Stelle der Autorin, Gilda Sahebi, sowie weiteren Kooperationspartnern wie Amnesty International Gruppe Erlangen und Woman Life Freedom – Erlangen-Nürnberg, die diesen Abend zu einem inspirierenden Ereignis gemacht haben.
Ihr wollt mehr wissen? Wir empfehlen euch den Podcast Iran im Herzen. Und natürlich die Bücher von Gilda Sahebi.

Autorin des Beitrags: Réka Lörincz, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Erlangen
Fotos: © Andrea Kuhn
Redaktion
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