„Frau sein“ – was bedeutet das eigentlich? Wie muss ich aussehen, wie muss ich mich verhalten, wie muss ich sein, um es richtig zu machen, richtig als Frau? Die Fotoausstellung „Frauen.Bilder.Weiterdenken.“ gibt Impulse für die Auseinandersetzung mit diesen Fragen.
Die Ausstellung zeigt Fotografien von unterschiedlichen Frauen aus Erlangen, divers in ihrem Aussehen, ihrem biographischen Hintergrund, ihren Lebenszielen und ihrem Alltag – divers in ihrer Lebensrealität. Sie soll zeigen: All das kann „Frau sein“ bedeuten, und noch viel mehr.
Ich habe mich mit Lena Honerkamp unterhalten. Sie hat die Ausstellung mit einem tollen Team vom Referat gegen Diskriminierung und Rassismus der Studierendenvertretung der FAU ins Leben gerufen.
Wie kam es zur Idee, eine Ausstellung über Frauen in Erlangen zu machen? Was ist eure Absicht?
Im Juli 2017 wurde die Studie Audiovisuelle Diversität? Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland“ der Universität Rostock veröffentlicht. Die Ergebnisse waren nicht besonders überraschend, aber die Zahlen trotzdem sehr deprimierend. Beispielsweise sind nur 33% der Hauptakteur*innen weiblich, ein Drittel der Fernsehprogramme kommt sogar ganz ohne weibliche Protagonistinnen aus. Auch sind Frauen im Fernsehen sehr jung: ab 50 Jahren kommen auf eine Frau drei Männer. Besonders erschreckend war, dass Expert*innen in der TV-Information zu 79% männlich sind: Männer erklären im Fernsehen die Welt. Als Reaktion auf diese Studie kam der Wunsch auf, einen Beitrag zur Veränderung der medialen Repräsentation von Frauen in den Medien zu leisten. Wir wollen die Realität von Frauen in den Medien repräsentiert sehen, in all ihrer Vielfalt. Denn das Frauenbild, was uns täglich umgibt, beeinflusst uns und setzt die Normen, anhand derer wir uns orientieren und mit denen wir uns vergleichen. Inspiration für diese Art der Ausstellung – Fotografien in der Kombination mit erzählenden Texten – war für uns das Projekt „Humans of New York“ des New Yorker Fotografen Brandon Stanton. Stanton dokumentiert in seinem Fotoprojekt sehr berührende Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen, vor allem mit Menschen, die von der Gesellschaft an den Rand gedrängt werden, und gibt diesen durch seine Plattform eine Stimme. Dies wollten wir ebenfalls versuchen – die Diversität von Frauen in Erlangen sichtbar machen.
Wie liefen die Fotosessions und Gespräche mit den abgebildeten Frauen ab?
Viele der Fotos haben wir im Rahmen von Interviews gemacht. Wir haben uns bis zu einer Stunde Zeit genommen, um mit der einzelnen Frau ins Gespräch zu kommen. Fragen, die uns dabei interessiert haben, waren zum Beispiel Lebensziele, die eigene Lebensgeschichte, was sie geprägt hat, welche Menschen heute wichtig sind oder auch wie ihr Verhältnis zu ihrem eigenen Körper ist. Dabei sind zum Teil sehr intime Gespräche entstanden, in denen wir sehr viel Offenheit erfahren haben und viel von der Frau hören durften. Die Fotos sind parallel zum Gespräch entstanden, während sie von sich erzählt haben.
Hat euch etwas ganz besonders beeindruckt?
Viele der Frauen waren sehr offen und ehrlich, haben mit uns ihre Ängste und Sorgen geteilt oder von schweren Erlebnissen erzählt. Diese Offenheit erfahren zu dürfen war eine große Ehre und hat uns sehr berührt. Wir haben in den einzelnen Gesprächen selbst so viel gelernt, das war beeindruckend. Dieses Miteinander hatten wir so am Anfang gar nicht erwartet und sind unglaublich dankbar für diese Erfahrung.
Die Ausstellung ist bis zum 4. Juni 2019 in der Stadtbibliothek zu sehen. Wohin geht sie danach?
Die Ausstellung wird insgesamt an 5 Ausstellungsorten zu sehen sein. Nach der Stadtbibliothek folgt die Frauenklinik, die Universitätsbibliothek, die Neustädter Kirche sowie das Rathaus:
- Frauenklinik: 6.6.-2.8.
- Universitätsbibliothek: 5.8.-16.8.
- Neustädter Kirche: 19.8.-30.8.
- Rathaus: 2.9.-13.9.
Liebe Lena, danke für das Gespräch! Liebe alle, schaut euch die Ausstellung ein. Sie ist wirklich sehr beeindruckend!
Marlene
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